Gute Modellorganismen für die biologische Forschung sind nicht nur schwer zu finden - sie versprechen auch gute Geschäfte. In den USA ist bereits ein eigener Wirtschaftszweig entstanden, der sich nur mit der Beschaffung von Versuchstieren beschäftigt. Und die Branche boomt.
DÜSSELDORF. Die glänzenden Leiber der Fische huschen hektisch durcheinander. Nur kurz schabt einer von ihnen die Algen vom Grund des Beckens, dann eilt er auch schon wieder weiter, auf der Suche nach der zukünftigen Mutter seiner Kinder.
Mit allem, was es in einem Fischleben zu tun gibt, muss sich der Prachtgrundkärpfling (Nothobranchius furzeri) beeilen: Für ihn ist das Leben so kurz bemessen wie für kein anderes Wirbeltier. "Nach drei Monaten finden wir bei den Fischen schon typische Alterszeichen", sagt Alessandro Cellerino, Forschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Altersforschung in Jena. "Sie werden blass, ihr Rücken krümmt sich, und sie schwimmen nur noch sehr langsam."
Sosehr der Kärpfling auch mit der unverhältnismäßigen Kürze seines Lebens hadern mag, für den Biologen Cellerino ist sie ein Glücksfall: Dank der schnelllebigen Fische verkürzen sich die Zeiträume, in denen er mit Ergebnissen aus seinen Projekten rechnen kann, von einigen Jahren auf wenige Monate.
Nothobranchius furzeri ist ein neues Modelltier für die Altersforschung - und das derzeit vielversprechendste. Seine Karriere als Labortier ist Cellerinos Verdienst: 2004 reiste der Hobby-Aquarianer ins südöstliche Afrika, um dort wilde Exemplare der Tümpelfische aufzuspüren.
Prachtgrundkärpflinge leben in den Wasserlöchern, die die Regenzeit im trockenen Steppenland hinterlässt. Damit ihre Art überlebt, müssen die Fische Hunderte Eier in den schützenden Bodenschlamm gelegt haben, bevor die Wohnpfütze ausgetrocknet ist. Ihr beschleunigtes Leben ist also eine Anpassung an ihre ganz spezielle Lebensnische. "Im Aquarium sterben die Tiere genauso schnell", sagt Cellerino. "Deswegen muss es ein genetisches Programm geben, das ihren Lebenszyklus so schnell zum Ende bringt."