Auch Erwachsene sollten sich ständig weiterbilden. Denn Sexualität und Geschlecht sind keine starren Konstrukte.
Die Sexualkunde in der Schule ist oft dürftig. Nhi Le findet, dass sich auch Erwachsene aktiv mit Sexualbildung auseinander setzen sollten.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke; Foto: Adobe Stock; Bearbeitung: jetzt
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Sexualkunde ist auch ein politisches Thema
Sexuelle Bildung ist nicht nur nie abgeschlossen, sondern vor allem keine Peinlichkeit. Was soll schlimm daran sein, im Internet nach „Wie wird eine Eizelle befruchtet?" oder „Wie komme ich zum Orgasmus?" zu googeln? Es geht hier schließlich im weitesten Sinne auch um unsere körperliche und seelische Gesundheit. Außerdem ist Sexualkunde auch einfach ein wichtiges politisches Thema. Ich meine damit nicht die Momente, in denen sie mit dem Kampfbegriff Frühsexualisierung versehen und für die eigenen Zwecke instrumentalisiert wird. Sondern dass gesellschaftliche Normen unser Verständnis von Sexualität prägen und andersherum. So zum Beispiel beim Thema Jungfernhäutchen, das weder ein Häutchen ist, noch nur bei „Jungfrauen" vorkommt. Trotzdem ist es bis heute ein Symbol vermeintlicher Reinheit und Unschuld, kurz ein hartnäckiger, sexistischer Mythos. Die Vorstellung, dass der Mann mit seinem Penis das Häutchen wie ein Frischhaltesiegel durchbricht, ist einfach falsch. Die wenigsten werden aber wissen, dass es sich beim Hymen um einen Schleimhautkranz handelt, den Frauen ein Leben lang haben.
Soziale Medien bieten Raum für die sexuelle Bildung von besonders Marginalisierten
So argumentiert auch eine Gruppe nordamerikanischer Sozialwissenschaftlerinnen in einem 2018 veröffentlichten Paper. Sie beschreiben, dass queere, trans und rassifizierte Personen und ihre Erfahrungen in der Sexualaufklärung meist unberücksichtigt blieben. Genau deshalb würden sich vor allem LGBTQIA+ Jugendliche und junge People of Color online Raum nehmen. Dort schaffen sie Sichtbarkeit für ihre Anliegen, tauschen sich über Sexualität und sexuelle Gesundheit aus und finden Ressourcen, denen die Mehrheitsgesellschaft nur wenig Bedeutung zuschreibt. Als Positivbeispiele nennen die Autorinnen unter anderem Vlogs und den Erfahrungsaustausch unter Hashtags auf Twitter.
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