Manchmal bringt eine Psychotherapie vergessene Traumata wieder hervor. Doch das Gedächtnis ist nicht immer verlässlich: Manchmal handelt es sich um Scheinerinnerungen. Wie kann es dazu kommen?
In den 1980er und 1990er Jahren berichteten ungewöhnlich viele erwachsene Patienten ihren Therapeuten, in ihrer Kindheit sexuell missbraucht worden zu sein oder ein anderes Trauma erlitten zu haben. Nicht wenigen war nie zuvor bewusst gewesen, diese furchtbaren Erfahrungen gemacht zu haben. Psychologen folgerten, sie müssten die Erinnerungen vorübergehend verdrängt haben. In der Therapie waren häufig suggestive Techniken wie Hypnose oder Traumdeutung zum Einsatz gekommen, um die verschollenen Bilder hervorzuholen.
Doch bald darauf ließ eine Reihe von Experimenten Zweifel daran aufkommen, dass wiedergewonnene Erinnerungen immer auf wahren Begebenheiten fußen. In einer berühmten Studie befragte die Psychologin Elizabeth Loftus erwachsene Probanden zu Erinnerungen an vier Kindheitsereignisse. Eines hatte allerdings nie stattgefunden: Es ging darum, wie die Teilnehmenden im Alter von fünf Jahren vorübergehend verloren gegangen waren, zum Beispiel in einem Einkaufszentrum. Mit Hilfe suggestiver Fragetechniken brachte Loftus ein Viertel von ihnen dazu zu glauben, diese Erfahrung tatsächlich gemacht zu haben.