Was der Lieblingsverein für die Fans bedeutet, wird erst dann wirklich klar, wenn die Fans anfangen, zu erzählen. Sie erzählen von ersten Spielen, Auswärtsfahrten ins Ausland und dem ganz besonderen Moment, an dem ein Fan sich in seinen Verein verliebt. Für die Fans der SG Flensburg-Handewitt hat der Friedrichstädter Sven Anker diese Geschichten zusammengefasst - und darauf ist ein Buch in der Reihe „Fans und ihre Geschichten“ entstanden. Für handball-world.com fasst Redakteurin Nele Hüpper zusammen, was die verschiedenen Autoren aus Flensburg, aber auch aus ganz anderen Ecken Deutschlands über die SG Flensburg-Handewitt zu erzählen haben.
Nach Frisch Auf! Göppingen zieht die Fangemeinschaft eines zweiten Bundesligisten nach, die Geschichten zu erzählen, die sie rund um ihre Lieblingsmannschaft bewegen. Die Fans der SG Flensburg-Handewitt stehen damit in einer Reihe mit vier Fußballbundesligisten und den Göppingern. Auf 212 Seiten kommen die unterschiedlichsten Flensburg-Fans zu Wort. In kleinen, launischen Geschichten erzählen sie aus den verschiedenen Zeiten der Flensburgervereinsgeschichte. Große Siege spielen in dem Buch genau so eine Rolle wie die traditionelle Rivalität zwischen Kiel und Flensburg.
Doch auch die eigene, ganz persönliche Fangeschichte kommt in dem Buch nicht zu kurz. Es kommen Fans der ersten Stunde zu Wort, die noch die "guten alten Fahrstuhlzeiten" in der Wikinghalle mit der gerade neugegründeten SG Weiche-Handewitt erlebt haben. Kinder und Jugendliche, die die Heimspiele aus dem Geräteschuppen heraus verfolgt haben und ihre Dauerkarte mehr als nur einmal verloren.
Geschichten aus den 80er- und 90er-Jahren werden erzählt, von nicht jugendfreien Fangesängen und Derbys, die ihres gleichen suchten. Diese persönlichen Geschichten, umrahmt von den großen Siegen der SG Flensburg-Handewitt bilden den Rahmen dieses Buches. Chronologisch angeordnet werden mehr als 30 Jahre Fangeschichten aus den verschiedensten Sichtweisen erzählt.
Nicht nur die Fans dürfen zu Wort kommen. Herausgeber Sven Anker konnte auch prominente Gesichter der Vereinsgeschichte für sein Buchprojekt gewinnen. So beschreibt Jacob Heinl zum Beispiel seinen Weg von der Nordtribüne auf das Parkett. Aus seinem Traum, mal für die SG Flensburg-Handewitt in der Fördehalle aufzulaufen wurde dann leider doch nichts. Denn auch, wenn er als Fan die traditionsreiche Halle mehr als einmal besuchte und so schnell Teil der Flensburg-Familie wurde, gab Jacob Heinl sein Debüt als Profi erst, als der Verein "schon längst" in der Campushalle spielte.
Die Niederlage gegen die Füchse Berlin im DHB-Pokal-Finale 2014 war nicht nur für die Fans ein großer Dämpfer. "Nach dem Spiel war komplett leer im Kopf, es war die größte sportliche Enttäuschung in meiner Karriere", schreibt Heinl über diese Niederlage. Auch die traurigen Geschichten schweißen Mannschaft und Fans zusammen. Vor allem, wenn sie dann doch noch positiv enden, wie das Jahr 2014 für die SG Flensburg-Handewitt.
Einige Wochen nach der Niederlage im Pokalfinale stand das Champions League Final4 in Köln an. Mit einem Bein schon halb aus dem Wettbewerb besiegten die Flensburger schließlich im Halbfinale die favorisierten Stars des FC Barcelona, nur um im Finale dem Erzrivalen Kiel die Champions League-Krone zu entreißen. "Dieser Empfang war überwältigend und hat mir verdeutlicht, was dieser Verein den Menschen hier bedeutet", so Jacob Heinl darüber, wie es war schließlich mit dem VELUX EHF Champions League-Pokal zurück nach Flensburg zu kommen. "Diese Leidenschaft sucht ihresgleichen."
Einen ähnlichen Tenor haben alle Geschichten in diesem Buch. Egal, ob die Fanfreundschaft zwischen Frisch Auf! Göppingen und den Flensburgern thematisiert wird oder die Emotionen bei Heim- und Auswärtsspielen beschrieben werden: Leidenschaft, Höhen und Tiefen, Emotionen sind die Schlagwörter, wenn es für die Fans um ihren Verein geht.
Besonders sticht auch der Beitrag der ehemaligen Pressesprecherin der SG Flensburg-Handewitt, Zita Newerla, heraus, die sich selbst als Fan der Fans beschreibt. "Großartige Siege und manchmal schmerzliche Niederlagen in der Hölle Nord" spulen sich vor ihrem inneren Auge ab, wenn man sie auf die SG anspricht. "Flensburg hat ganz besondere Fans, die ihre Mannschaft nicht nur mit Leidenschaft unterstützen, sondern ihr Herzblut für die SG geben", resümiert sie gegen Ende ihres Beitrags. Nach Lektüre der gesamten Fangeschichten kann man sagen: Ja, diesen Eindruck vermitteln alle, die einen Beitrag zu dem Buch geleistet haben.
Auch die Geschichten vom ehemaligen Rückraumspieler Jan Fegter und dem Hallensprecher Michael Holst bringen zum Schmunzeln. Während Hallensprecher Holst seinen Weg vom Hallensprecher zum Fan (nein, nicht andersherum) beschreibt, so erzählt Fegter die Geschichte seines emotionalsten Spiels. Auch der Beitrag eines Anhängers von Frisch Auf! Göppingen über die besondere Fanfreundschaft zwischen Nord und Süd hinterlässt beim Lesen ein positives Gefühl.
Alles in Allem ist dem Herausgeber ein tolles Stück für jeden Fan und Sympathisanten der SG Flensburg-Handewitt gelungen. Ein Erinnerungsstück aus über 30 Jahren Fangeschichten, das sich gerade für die handballlose Sommerzeit lohnt gelesen zu werden. Auch wenn an der ein oder anderen Stelle der doch sehr derbe Humor der Fans aus dem hohen Norden herauskommt macht das Buch auch nicht-Flensburgern Spaß.
Als Kind interessierte sich Herausgeber Sven Anker nur für Fußball, doch sein Bruder animierte ihn das erste Europapokalspiel der Flensburger im Jahr 1995 mit anzusehen – schon war der Herausgeber von dem SG-Virus infiziert. Unter seiner Herausgeberschaft entstand das Buch "Das sind die Fans und ihre Geschichten: SG Flensburg-Handewitt". Das Buch ist ab dem 01.06.2016 zum Preis von 17,80 Euro versandkostenfrei beim Eysoldt Verlag zu bestellen und zudem bei amazon erhältlich.