Nadine Zeller

Wissenschaftsjournalistin, Freiburg

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Artikel

"Sinn ist wichtiger als Glück"

BZ-INTERVIEW mit dem Philosophen Wilhelm Schmid über den Unterschied zwischen gelingendem und bejahendem Leben.Die Glücksforschung macht die Menschen unglücklich - meint der Philosoph Wilhelm Schmid. Im Interview mit Nadine Zeller erklärt der 65-Jährige, woher seine Skepsis gegen die ständige Rede vom Glück kommt.


BZ: Herr Schmid, Sie schreiben in Ihrem Buch "Selbstfreundschaft", dass ein erfülltes Leben nicht zwangsläufig ein gelungenes sein muss. Worin besteht für Sie der Unterschied? Schmid: Unter Gelingen verstehen die Menschen gemeinhin, dass etwas gut geht. Aber was ist mit den Aspekten, die das Leben eben auch bereithält? Krankheit, das Zerbrechen einer Beziehung und das Scheitern. Es ist sinnlos, ein gelingendes Leben anzustreben. Die Fülle des Lebens besteht auch in den Abgründen, die wir Menschen haben und den Rückschlägen, die wir einstecken müssen. Besser ist es also, von einem bejahenden Leben zu sprechen, in dem Sinn, dass wir auch dann Ja zum Leben sagen können, wenn etwas schiefläuft.


BZ: Aber schief laufen die Dinge ja von selbst. Ist es nicht menschlich zu hoffen, dass alles gut geht? Schmid: Die Menschen setzen die Messlatte heutzutage ganz hoch oben an. Alles soll pausenlos gut gehen. Aber was spricht dagegen, die ...

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