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Nicht nur Ed Sheeran trägt ein Trikot des SVWW-Gegners St. Pauli - Wiesbadener Kurier

HAMBURG - Der FC St. Pauli ist ein Phänomen. Der Hamburger Klub hat Fans auf der ganzen Welt. Als Popstar Ed Sheeran vor drei Wochen in Hamburg ein Konzert spielte, streifte sich der bekennende Fußballfan für seine Zugabe ein Jersey der Kiezkicker über - nicht etwa eines des „großen" Hamburger SV. „Es gibt in ganz Deutschland oder gar auf der ganzen Welt wahnsinnig viele St.-Pauli-Fans. Das genießen wir total. Dieser Verein polarisiert", schwärmt St. Paulis Kapitän Johannes Flum.


Millerntor bei fast jedem Heimspiel ausverkauft


Auch in Hamburg selbst sind die unterschiedlichen Größenverhältnisse der beiden ansässigen Zweitligisten kaum zu spüren. Aufkleber beider Vereine zieren die Straßenlaternen der Hansestadt, in vielen Kneipen hängt sowohl eine HSV-Fahne als auch eine Flagge mit dem St. Paulianer Totenkopf. Und dennoch ist der FC St. Pauli stolz darauf, ein Stadtteilverein zu sein. Hieraus zieht der ganze Klub seine Identifikation und sieht für sich eine soziale und politische Verantwortung für die rund 27 000 dort lebenden Menschen. Diese Identifikation beruht auf Gegenseitigkeit. „Fast jeder, der auf St. Pauli wohnt, kommt zum Spiel", weiß Flum. Das Stadion am Millerntor, die Heimstätte des FC St. Pauli, ist mit seinen 29 546 Plätzen bei nahezu jedem Heimspiel ausverkauft. „Was hier los ist, brauche ich niemandem zu erklären. Das Stadion ist im ganzen Stadtteil das Aushängeschild. Hier wird der einfache Fußball wertgeschätzt, wenn man kämpft und sich aufopfert. Das ist etwas ganz Besonderes", beschreibt der Mittelfeldspieler.


Der 30-Jährige ist vor gut eineinhalb Jahren von Eintracht Frankfurt in den Norden gewechselt. Die Kiezkicker haben ihn von Beginn an fasziniert. „Zum Zeitpunkt der Vertragsgespräche war der FC St. Pauli in einer schwierigen Situation, nämlich Tabellenletzter. Aber man hat mir von der ‚Faszination St. Pauli' berichtet. Mir wurden die Werte, die hier gelebt werden, nahegelegt. Damit konnte ich mich total identifizieren", erinnert sich Flum zurück. An diesem Freitag (20.45 Uhr, Brita-Arena) kehrt er mit seinem Verein zum Pokalspiel beim SV Wehen Wiesbaden ins Rhein-Main-Gebiet zurück. Mit der Frankfurter Eintracht hat er in zwei Freundschaftsspielen schon mal gegen den SVWW gespielt. Mit Simon Brandstetter trifft er zudem auf einen alten Weggefährten. „Mit ihm habe ich in Freiburg zusammengespielt. Er ist ein sehr guter Stürmer", lobt Flum.


Sportchef Stöver unterschätzt seinen alten Verein nicht


Auch Uwe Stöver, der heutige Sportchef des FC St. Pauli, trifft in Wiesbaden auf bekannte Gesichter. Schließlich leitete er von 2007 bis 2009 die sportlichen Geschicke beim SVWW. „Regelmäßig unregelmäßig habe ich Kontakt mit Christian Hock", sagt Stöver, der bei der Partie aber nur einem Verein die Daumen drückt: „Mein Herz schlägt voll und ganz für St. Pauli. Nach dem Spiel wünsche ich Wehen Wiesbaden aber nur das Beste." Wer nach dem Spiel als Sieger vom Platz gehen wird, ist im Duell des Hamburger Zweitligisten gegen den hessischen Drittligisten allerdings keine ausgemachte Sache. „Der SVWW hat schon in der Zweiten Liga gespielt und wäre letzte Saison beinah aufgestiegen. Sie sind gefühlter Zweitligist. Wir werden sicher nicht den Fehler machen, die Mannschaft zu unterschätzen. Es wird eine enge Kiste", weiß Flum.


Das sieht sein Trainer Markus Kauczinski ganz ähnlich. „Wehen Wiesbaden verfügt über eine körperlich sehr starke Mannschaft mit einer guten Offensive. Mit Schäffler und Andrist verfügen sie vorne über Waffen", so der Coach des Tabellenersten der Zweiten Liga. Sein Team müsse den Zug aus den beiden Siegen in der Liga mit nach Wiesbaden nehmen, um gewinnen zu können. Sicher ist jetzt schon, dass der FC St. Pauli auf große Unterstützung seiner zahlreichen Fans zählen kann. Das Auswärtskarten-Kontingent wurde komplett ausgeschöpft, es wird mit etwa 2 500 Pauli-Fans in der Brita-Arena gerechnet.

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