Kommentar zum AfD-Wahlkampf: AfD-Spitzenkandidat Guido Reil macht mit Schokohasen Wahlkampf - und suggeriert damit, Ferrero würde die AfD unterstützen.
Ostern, Weihnachten, Hauptsache süß. Alle Jahre wieder greift die AfD an traditionell christlichen Feiertagen zur Bindung der geneigten Wählerschaft zur braunen Schokolade, am liebsten in hohler Form. Im selben Rhythmus eckt die Partei an mit ihren Aktionen und Äußerungen aus Angst vor dem Verlust deutscher Tradition zu christlichen Festen.
Wir erinnern uns an die seit 2017 grassierende Angst besorgter Bürger vor Überfremdung des Schoko-Weihnachtsmanns durch den süßen „Zipfelmann" aus dem Verkaufssortiment eines Discounters. Auch der Osterhase aus Schokolade ist ein beliebtes AfD-Problemschokolädchen. Vergangenes Jahr witterte AfD-Chef Jörg Meuthen gar eine „Unterwerfung" Deutschlands durch den Islam. Diesmal, weil auf dem Kassenzettel eines Supermarkts zwei „Traditionshasen" ausgewiesen wurden. Dabei heißen die süßen Leckereien gar nicht Osterhase, sondern offiziell Hohlfigur aus Schokolade. Im Handel tauchen sie - wenn nicht als Schoko-Hase - als „Goldhase" (Lindt), „Schmunzelhase" (Milka) oder schlicht „Harry Hase" (Kinder/Ferrero) auf.
„Harry Hase" zur AfD übergetreten?
Genau mit jenem „Harry Hase" hat AfD-Politiker Guido Reil, neben Jörg Meuthen Spitzenkandiat der rechten Partei für die Europawahl, jetzt in Essen Wahlkampf gemacht. Bei schönstem Osterwetter verteilte Reil die Hasen an seine potentielle Wählerschaft. Die unschuldige und höchst unpolitische Leckerei wurde zuvor natürlich mit AfD-Aufklebern beklebt, schließlich soll sie ja den naschenden Interessenten zum Kreuz (noch so ein Osterthema) für die AfD auf dem Europawahlzettel bewegen.
Das Problem: Die politische Markierung fügt sich ob der blauen Farbe der Aluverpackung perfekt ins Gesamtbild ein. Damit suggeriert die Erscheinung, der Hasen-Hersteller Ferrero würde die AfD unterstützen.
Dieser Hasenmissbrauch in Form der Vereinnahmung eines Produkts und der Suggestion einer Unterstützung ist nicht nur moralisch fraglich. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ferrero sich in Deutschland gegen die Vereinnahmung durch rechte Bewegungen stellt.
Ferrero ist „strikt gegen Fremdenfeindlichkeit"
Pegida-Frontmann Lutz Bachmann hatte 2015 ein Foto eines Geschenks auf Facebook geteilt: ein hübsch verpacktes Nutella-Glas mit individualisiertem Etikett, das statt des Produktnamens den Schriftzug „Pegida. Schwarzbraune Haselnuss-Nougat-Creme" trug. Damals stellte das Unternehmen klar: „Wir sind strikt gegen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung". Es bleibt zu hoffen, dass Ferrero aus derselben Motivation auch gegen die Vereinnahmung von „Hase Harry" durch die AfD vorgehen wird.
Bis dahin bleibt zum Trost eine Erkenntnis: immerhin bleibt die AfD sich im Wahlkampf treu und setzt auf hohle, braune Figuren, nicht nur zu Ostern - und nicht nur aus Schokolade.