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Nervenstärke bewiesen: Ananas und Kaffee für Hamas-Terroristen retten Paar das Leben

Die Großmutter Rachel Edri wird in Israels sozialen Medien in düsteren Zeiten gefeiert. Bis zu ihrer Befreiung versorgte sie Hamas-Geiselnehmer mit Kaffee, Keksen und Dosenananas.


Eine Gruppe von fünf bewaffneten Hamas-Männern bahnt sich am Samstag ihren Zugang zum Haus der von Rachel und David Edri im 30 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Städtchen Ofakim. Über ein Fenster im Erdgeschoß finden die Terroristen zum um die 70 Jahre alten Ehepaar. Während David Edri sich auf den Tod einstellt, schaltet Rachel, der die Terroristen eine Granate an den Kopf und eine Waffe vor die Brust halten, in einen absoluten Überlebensmodus.

Söhne bei der Polizei

Während israelische Spezialkräfte das Haus bald umstellt haben und kurz davor sind, eine Granate hineinzuwerfen, rufen Polizisten, dass Eltern eines Kollegen darin wohnen und noch leben. Beide Söhne der Edris sind bei der Polizei. Eine der größten Sorgen der Geiseln ist, die Hamas-Leute könnten es herausfinden. Wenig später erreicht einer der Söhne die Einsatzstelle und zeichnet einen Detailplan des Hauses. Unterdessen wird über ein Megafon Kontakt zu den Terroristen hergestellt.

Kekse und Small Talk mit Geiselnehmern

Mit der Zeit wirken die Entführer aufgekratzt, das Adrenalin lässt Platz für Hunger. "Wären sie hungrig geworden, wäre es für mich und meinen Mann das Ende gewesen", sagt Rachel Edri den TV-Sendern N12 und 13TV. "Ich habe ihnen dann Kaffee und Kekse gebracht."

Die Freundlichkeit und Fürsorge der Großmutter schien die Terroristen zunehmend zu verwirren. Ihr Mann David erinnert sich, dass Rachel die Männer "ganz verrückt machte, weil sie immer wieder fragte, ob sie etwas bräuchten". Die Hamas-Leute begannen sogar Lieder des israelischen Popsängers Lior Narkis zu singen. Edri verwickelte die selbst ernannten Gotteskrieger in Gespräche, fragte, woher sie kommen, und bot ein hebräisch-arabisches Sprachtandem an.

Später wird Edri über das Megafon gefragt, wie viele Terroristen sich im Haus aufhalten. Kopfschmerzen simulierend fasst sich die Frau mit geöffneter Hand an den Kopf und reibt sie an der Schläfe. Die Einsatzkräfte kennen nun die Zahl.

Blasser Gotteskrieger

Kurz danach tritt einer der Geiselnehmer vor die Tür und wird getötet, ein weiterer an der Hand verletzt. Edri bandagiert sie und bringt dem Mann Wasser und Dosenananas. "Du siehst bleich aus. Iss etwas, dann geht es dir besser", wendet sie sich an ihn.

Biblische Memes über "Keks-Rachel"

Ihre Strategie hat im Internet bereits zahlreiche Memes auf den Plan gerufen, in der die Israelin mit der biblischen Jael aus dem Alten Testament verglichen wird. Diese hatte Sisera, einen den Juden feindlichen, verwundeten General, in ihr Haus gelassen, umsorgte ihn mit warmer Milch, ließ ihn einschlafen und setzte ihm dann mit Hammer und Pflock zu.

Geschwundene Zuversicht und neue Hoffnung

Mit dem Einsetzen der Nacht schwindet jedoch auch Rachel Edris Hoffnung. Zusammen mit ihrem Mann betet sie. Doch da haben die Spezialkräfte bereits einen Plan zur Befreiung erarbeitet. Mithilfe des gezeichneten Plans dringen die Retter durch das Dach in das Haus ein, dabei ist auch ein auf solche Fälle trainierter Hund.

Schüsse fallen, das Paar sitzt auf dem Sofa nur wenige Meter von den Terroristen entfernt. Ehemann David wirft sich umgehend schützend über seine Frau. Alle Hamas-Männer finden zu ihrem ersehnten Märtyrertum, während die Edris wie durch ein Wunder weiterleben. Einzig der Polizeihund vertut sich kurz und fügt Rachel einen Kratzer zu.

Edri wird auf der Straße von ihrem Sohn in die Arme geschlossen, sie schreit vor Erleichterung und Sorge um ihren Mann. "Papa lebt! Wir leben", ruft ihr Sohn.

Für das traumatisierte Land ist Rachel Edri ein Lichtblick und eine Symbolfigur. Nachdem sich die Frau vor dem Spital bei Sicherheitskräften für ihren heldenhaften Einsatz bedankt hatte, sagten diese, dass die eigentliche Heldin Edri sei.





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