Nicole Bornhak will nicht telefonieren. Auf eine Mail antwortet sie, dass sie bei der Recherche weiterhelfen wolle - aber nur schriftlich. Am Telefon fühlt sie sich unwohl. Bornhak ist Autistin. Die Diagnose hat sie erst im Erwachsenenalter bekommen, als sie schon seit Jahren in psychologischer und psychiatrischer Behandlung war: Verdacht auf Persönlichkeitsstörung, Magersucht, Depression. Eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) aber zog kein Arzt in Betracht.
Von hundert Menschen ist im Schnitt einer autistisch. Betroffene zeigen meist Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie eingeschränkte, repetitive oder starren Routinen unterworfene Verhaltensweisen und Interessen. Obwohl Autismus massiv prägt, wie Menschen kommunizieren und die Welt wahrnehmen, geht es vielen weiblichen Betroffenen wie Bornhak: Während Autismus bei Jungen meist im Grundschulalter diagnostiziert wird, bleibt die Störung bei Frauen häufiger bis ins Erwachsenenleben unerkannt.
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