Mona Berner

Freie Journalistin, Leipzig

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Ostdeutschland: Ich sage es stolz und deutlich: Ich komme aus Sachsen

Warum sich die Generation der um 2000 Geborenen ihre Ost-Heimat nicht mehr madig machen lässt: ein Bekenntnis zur Provinz.

Ich sage es stolz, und ich sage es deutlich: Ich komme aus dem Osten, aus . Aber es wird noch härter: Der ganz tiefe Osten ist meine Heimat, das Erzgebirge. Wo die Menschen auf ihre "Rachermannln" schwören und auf ihren "Vugelbeertroppn" (das ist ein Kräuterschnaps). Wo das Pyramiden-Anschieben ein fester Termin im Kalender ist. Wo mein Opa mit Schiebermütze über die alten Bergbauzeiten erzählt. Da, wo die Dorffeste beliebter sind als die Disco - da ist meine Heimat. Und da will ich wieder hin. Irgendwann.

"Irgendwann werden wir wieder hier wohnen", sagt Anni, meine beste Freundin, während wir mit Inline-Skates an den Füßen auf einer Bank sitzen und aufs Feld schauen. Neben uns ein Rentnerehepaar, hinter uns der Wald und die Hügellandschaft des Westerzgebirges. Lugau, 8000 Einwohner, mittelmäßiger Nahverkehr. Ein Rewe, ein Aldi. Wald und Wiese. Mein Zuhause und das Zuhause von Anni.

Irgendwann werden wir hier wieder wohnen: Für mich ist das der Satz meiner Generation. Wir, die wir aus der Ost-Provinz kommen und heute um die 20 Jahre alt sind, sind anders als alle, die vor uns kamen. Wir sind nicht mehr die, denen es nicht schnell genug gehen konnte damit, den Osten zu verlassen. Wir gehören nicht zu den Millionen, die glaubten, ihr Glück nur im Westen finden zu können. Nein: Wir wollen den Osten, das Ländliche. Wir studieren zwar woanders, ziehen um für die Ausbildung - ich bin nach Chemnitz und Leipzig gegangen, Anni lebt in Jena. Aber wir kehren heim, bestimmt.

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