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Die Leidenschaft kam im Erwachsenenalter

Bei dem riesigen Angebot kann sich Szymon gar nicht entscheiden, was er haben möchte. Seine Eltern Roman und Dorota Kucharski stehen ihm beratend zur Seite. (Walter Gerbracht)

Kleine Figuren in Setzkästen aufgereiht, daneben Kisten voller kleiner Bausteine in allen erdenklichen Farben. Im Roland-Center wurde zum zweiten Mal der Lego-, Playmobil- und Spielzeugmarkt veranstaltet. Über 40 Aussteller boten ihre Schätze feil. 

„Die Aussteller kommen aus Duisburg, Flensburg oder Gifhorn", sagt Matthias Grebe, einer der Veranstalter. Ein Blick auf die Besucher zeigt: Es sind nicht nur Kinder, die sich für das Spielzeug begeistern. Viele Besucher sind im Erwachsenenalter, kennen sich untereinander, grüßen sich im Vorbeilaufen oder tauschen sich über die neuesten Errungenschaften aus. Legofans reisen aus ganz Deutschland an, um bei den Lego- und Playmobilmärkten dabei zu sein. „Es ist sogar ein Pärchen aus dem rund 800 Kilometer entfernten Niederösterreich angereist", erzählt Grebe stolz, „da bekomme ich Gänsehaut."

Der 43-Jährige aus Delmenhorst ist, wie so viele vor ihm, das erste Mal in seiner Kindheit mit den kleinen bunten Bausteinchen in Berührung gekommen. Seine jetzige Leidenschaft entstand aber später. „Während meiner Arbeitslosigkeit habe ich mir von meinen letzten Kröten eine Kiste voller Lego im Internet ersteigert." Letztendlich habe ihn dieser Schatz aus der Arbeitslosigkeit geholt und sein Hobby wurde zum Beruf, erzählt er. Grebe hat zunächst gebastelt und anschließend nutzlose Teile gewinnbringend weiterverkauft. Heute ist er selbstständig und vertreibt Lego über einen Onlineshop. Gemeinsam mit Harry Schunk aus Heidkrug organisiert er die Lego- und Playmobilmärkte in Delmenhorst und Bremen. Sein Partner sei einer der ganz Verrückten, findet Matthias Grebe. Harry Schunk streitet das nicht ab. Das Haus ist voll mit den kleinen Bausteinen. „Da stehen sicher noch um die 800 Kisten voller Lego", ist sich Harry Schunk sicher.

Seine Frau teilt seine Leidenschaft. Gemeinsam basteln sie auch schon mal zwei Tage am Stück an einem Legonachbau des berühmten indischen Taj Mahal. Sie haben auch einen Stand im Roland-Center, trennen sich von doppelten Steinchen. Da wechselt ein Becher voller Lego dann für fünf Euro den Besitzer. Dieses Rascheln, wenn man mit den Fingern durch Kisten voller Lego geht, mache ihn glücklich, sagt Grebe.

Andreas Hugel (53), Aussteller aus Burgdamm, sammelt seit 33 Jahren Lego. Alles begann mit einem „Lego Technic-Set" vom Flohmarkt. Heute hat er zwei Zimmer voller Lego. Stolz zeigt er Fotos seiner MOCs. MOC ist die Abkürzung für ‚my own creation', zu Deutsch meine eigene Kreation. Da wird dann mal eine Bauwagenkolonie von Atomkraftgegnern oder ein Konzertereignis aus Legosteinen kreiert.

Angela Schalauske (51) aus Blumenthal schlendert über den Spielzeugmarkt. Ihr Stand steht am anderen Ende des Ganges. Dort trennt sie sich hauptsächlich von Playmobil. Sie sammelt bisher Lego und Playmobil, beides gehe aber schon aus Platzgründen nicht. Zu Lego kam Schalauske durch ihren Sohn. Oft habe sie ihm Lego mitgebracht, was sie dann zusammen aufbauten. An diesem Tag will sie aber nach ein paar Teilen für sich gucken. „Nachdem ich immer nur Sachen für Jungs gekauft habe, schaue ich selbst gern nach Lego für Mädchen", sagt Schalauske mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Auch Jan Preuß (43) aus dem Ostertor ist im Roland-Center unterwegs. Der 43-Jährige baut Fahrgeschäfte nach. Die Gebilde sehen nicht nur haargenau so aus wie die echten, sie wirbeln die kleinen Legopassagiere auch genauso durch die Luft. „So ein Projekt kann schon einmal ein Dreivierteljahr in Anspruch nehmen", sagt Preuß. Sieben eben solcher hat er bereits fertiggestellt, vier befinden sich noch im Bau. Auf dem Legomarkt ist er auf der Suche nach passenden Teilen. Ob er fündig geworden ist? „Ja", sagt er und deutet noch auf seinen Rucksack, bevor er wieder in den Gängen verschwindet.

Der nächste Lego-, Playmobil- und Spielzeugmarkt findet am 8. November von 10 bis 15 Uhr im Roland-Center statt. Der Eintritt kostet 2,50 Euro. Ab 1. Juni eröffnet Matthias Grebe in der Düsternortstraße 135 b in Delmenhorst einen Laden und ist dort freitags von 14 bis 18 Uhr anzutreffen. Weitere Informationen unter www.bricklands.net.


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