Cities - Saigon
Von Minh Thu Tran
Tausende Mopeds, die sich zwischen den Autos den Weg freihupen, "Familienrestaurants", die ihre leckeren Suppen auf der Straße verkaufen: Ho-Chi-Minh-City, auch bekannt als Saigon, ist eigentlich eine Stadt voller Trubel. Aber einmal im Jahr, da wird die Stadt deutlich ruhiger. Nämlich während der Tết-Feiertage zum Mondneujahr.
Jedes Jahr feiern die Vietnamesen das Mondneujahr - das Neujahrsfest nach dem Mondkalender. Sie feiern den Beginn eines neuen Jahres und den Beginn des Frühlings. Schon in der Woche vor dem Fest stimmt sich die Stadt auf die Feiertage ein: Alle, die für die Arbeit in die Stadt gezogen sind, kehren für die Feiertage zu ihren Heimatstädten und -dörfern zurück. Die Geschäfte machen zu und die Straßen werden mit Tausenden von Blumen geschmückt. Familien nutzen die Gelegenheit, sie flanieren auf den leeren Straßen und posieren auf den blumengeschmückten Straßen für Fotos.
Die Stadt entschleunigt, aber das heißt nicht, dass die Familien eine stressfreie Zeit haben. Es muss geputzt werden, der Ahnenaltar gepflegt werden. "Damit alles aus dem alten Jahr einen Abschluss finden kann. Alles muss schön und neu sein", erklärt die Tante der Autorin. Traditionell schenken Eltern ihren Kindern für die Festtage neue Kleidung. Alle müssen einen guten Eindruck machen, denn die Vietnamesen glauben, dass zu dieser Zeit des Jahres die Verbindung zwischen unserer Welt und der Ahnenwelt am stärksten ist. Deshalb rechnen vietnamesische Familien mit einem Besuch der Ahnen und bereiten dafür Opfergaben vor: Blumen, Früchte und aufwendig gekochtes Essen.
Trotz der Verwurzelung der Vietnamesen in ihrer Kultur und ihren Traditionen modernisiert sich das Land rasant. Fast wöchentlich schießen neue Gebäude aus dem Boden, in Saigon existieren moderne Wolkenkratzer neben antiken Tempeln. Und diese Dynamik wirkt sich auch auf die Kunstszene des Landes aus. Trotz kommunistischer Regierung erblüht in Vietnam und auch in Saigon eine moderne Kunstszene - vor allem in kommerziellen Kunstgalerien wie der Galerie Quynh. Die sind allerdings keine gewöhnlichen Kunstgalerien, erklärt die Besitzerin der Galerie, Quynh Pham. "Weil es eine so unterentwickelte kulturelle Infrastruktur gibt in Vietnam, müssen wir auch eine pädagogische Rolle spielen", erklärt sie. Die Galerie Quynh bietet deshalb kostenlose Workshops auf Vietnamesisch an, um den Vietnamesen die Bedeutung hinter der Kunst zu vermitteln.