Griechenland und die Türkei haben eine wechselvolle Geschichte. Aktuell sieht Erdogan sein Land benachteiligt, Mitsotakis sein Land bedroht. Beide Staaten streiten sich um Bohrschiffe, Inseln in der Ägäis und um Geschichtsdeutung.
Denn nach dem ersten Weltkrieg gehörte Griechenland zu den Siegermächten. Das Osmanische Reich, das an der Seite Deutschlands kämpfte zerfiel. Griechenland bekam die Verwaltung Ost-Thrakiens zugesprochen, der Region westlich von Istanbul. Und ebenso Gebiete an der Ägäisküste, darunter die griechisch geprägte Millionenstadt Smyrni, das heutige Izmir. Das griechische Militär setzte jedoch den Krieg fort. Die Armee marschierte bis kurz vor Ankara. Dabei verübten die Soldaten auch Verbrechen an der türkischen Zivilbevölkerung. Die türkischen Truppen standen unter dem Befehl von Mustafa Kemal, der ein Jahr später die heutige Türkei gründete. Sie drängten die griechische Armee zurück. Und verübten Massaker an der griechischen Bevölkerung.
Mitte September 1922 ging das griechische Viertel der Metropole Smyrna in Flammen auf. Für Griechinnen und Griechen war das der traumatische Höhepunkt dessen, was sie die kleinasiatische Katastrophe nennen. Gemeint ist damit die Ermordung und Vertreibung fast der gesamten griechischen Bevölkerung, die bis dahin auf dem Gebiet der heutigen Türkei lebte. Diese Geschichte reicht bis heute und sie reicht bis nach Deutschland. Denn ein Großteil der griechischen Einwanderer und der Deutschen griechischer Herkunft in unserem Land sind Nachkommen jener Überlebenden und Vertriebenen. Manche unter ihnen fordern sogar die Anerkennung eines Völkermords an ihren Vorfahren.
Autor: Miltiadis Oulios
Redation: Valentina Dobrosavljevic