Als die Mauer fiel, haben sich auch Ausländer in Deutschland für die Deutschen gefreut. Die neue Freiheit, Verwandte im anderen Teil Deutschlands wiedersehen, neue Chancen. Doch mit der Deutschen Einheit folgte für viele Einwanderer die Ernüchterung. Sie war ein Wendepunkt. Die frühen 1990er Jahre waren geprägt von rassistischen Gewalttaten. In Ost- und in Westdeutschland. Bis hin zu den Ausschreitungen, Pogromen und Mordanschlägen in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Solingen, Mölln. Jobverlust und wirtschaftliche Unsicherheit gab es unter Ostdeutschen ebenso wie unter den migrantischen Arbeiter*innen in Westdeutschland. Zugleich kamen neue Migrantinnen und Migranten aus Osteuropa ins Land, die neue Chancen suchten und fanden.
Das alles hat zu einer deutschen Vielheit geführt. Heute hat jeder Vierte in Nordrhein-Westfalen einen Migrationshintergrund. Unter den Jüngeren ist der Anteil sogar noch größer. Diese Generation kennt die Wiedervereinigung nur aus dem Schulbuch. Viele dieser neuen Deutschen, deren Familien aus dem Ausland stammen, sehen wohlwollend auf die Einheit, haben aber auch 30 Jahre danach kaum eine persönliche Bindung zum Osten der Republik.
Autor: Miltiadis Oulios
Redaktion: Valentina Dobrosavljevic
Sendedatum: 1. Oktober 2020