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Drei Thesen zum WM-Finale: Warum dieses Spiel für die WM steht

Kante, Matuidi und Pogba attackieren Kroatiens Vrsaljko

1. Der Ballbesitzfußball blieb auf der Strecke


"Der Ballbesitzfußball ist am Ende", lautete eine unserer Thesen nach Russlands überraschendem Sieg gegen Spanien im Achtelfinale. Es gibt auch andere Meinungen zu dem Thema. Es steht aber fest, dass Vertreter der Spielkontrolle wie die Spanier (im Schnitt 69,2 Prozent Ballbesitz), Deutschland (65,3 Prozent) und Argentinien (61,1 Prozent) unerwartet früh ausschieden. Weltmeister Frankreich setzte hingegen vor allem auf gute Absicherung der eigenen Angriffe, kalkuliertes Risiko und Konter aus einer disziplinierten Verteidigung.


Diesen Stil setzte Didier Deschamps auch personell um: Obwohl der Trainer zahlreiche exzellente Optionen für den Angriff im Kader hatte, standen mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Olivier Giroud meist nur drei Offensivspieler gleichzeitig auf dem Platz. Giroud fiel als Angreifer aber vor allem durch seine Defensivaktionen am eigenen Strafraum auf. Als nomineller Mittelstürmer brachte er im gesamten Turnierverlauf keinen einzigen Schuss aufs Tor.


Das Endspiel stand exemplarisch für den französischen Fußball bei dieser WM. In drei der vier K.-o.-Spiele hatte Frankreich weniger Ballbesitz als der Gegner. Dazu gehörte auch das Finale, bei dem "Les Bleus" lediglich auf 34,2 Prozent kamen. Kroatien übernahm von Beginn an die Initiative, stand am Ende aber mit leeren Händen da. Es gewann nicht das optisch dominante Team, sondern die Mannschaft, die von sieben Abschlüssen sechs aufs und vier ins Tor schoss. Ballbesitz ist out, Effizienz ist King!


2. Standardsituationen und Eigentore sind die Sommertrends 2018


Die Weltmeisterschaft war geprägt von Standardtoren aller Art. 73 von 169 Treffern fielen nach ruhenden Bällen, das entspricht 43 Prozent - WM-Rekord seit Beginn der Datenerfassung 1966. Auch im Endspiel trafen beide Mannschaften nach ruhenden Bällen, Frankreich sogar doppelt.


Neben Freistößen und Ecken zählen auch Strafstöße zu den Standardsituationen. Gleich 22 Tore sind bei der WM auf diese Weise gefallen, die Elfmeterschießen nicht eingerechnet. Die Bestmarke lag zuvor bei 18 Elfmetern (1990, 1998 und 2002). Im Finale war Antoine Griezmann der Treffer zum 2:1 vom Punkt vorbehalten. Drei seiner vier Turnier-Tore erzielte Griezmann vom Punkt, auch Harry Kane, als bester WM-Torschütze Gewinner des "Goldenen Schuhs", kam auf drei Elfmetertreffer.


Und dann wären da noch die zwölf Eigentore, die Spielern während dieser Endrunde unterlaufen sind. Bisher lag der Rekord für die meisten Eigentore bei sechs, aufgestellt 1998 in Frankreich. Auch hier wollte das Endspiel dem Trend in nichts nachstehen. Mario Mandzukic traf als erster Spieler in einem WM-Finale ins eigene Netz.


3. Der gute Einsatz der Videoschiedsrichter


Der Einsatz von Videoschiedsrichtern bei der WM wurde gerade in Deutschland kritisch beäugt. Während der vergangenen Bundesligasaison kam es immer wieder zu Kritik am VAR - meist berechtigt. In Russland funktionierte das Zusammenspiel zwischen Hauptschiedsrichter und den vielen Herren vor den Bildschirmen insgesamt gut.


In fast jedem Spiel gab es strittige Situationen, in den allermeisten Fällen wurden diese richtig aufgelöst. Zudem wurde das Publikum über die Entscheidungen informiert, mit Einspielung der entsprechenden Szenen auf den Videoleinwänden. Da die Technologie so gut bei der Aufdeckung hilft, kam es zu einer Flut an Handelfmetern. In diesem Punkt muss sich die Bundesliga sicher kein Beispiel an der Weltmeisterschaft nehmen.


Aber natürlich durfte auch dieses Element im Finale nicht fehlen: In der 34. Minute bekam Ivan Perisic den Ball aus kurzer Distanz an den ausgestreckten Arm, Schiedsrichter Néstor Pitana entschied zunächst auf Abstoß und erst nach ausgiebigem Videostudium auf Strafstoß. Griezmann verwandelte sicher.

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