"Michael" ist eine besondere Quelle: Er war nicht nur Teil einer Kameradschaft, sondern hatte Kontakt zu national und international vernetzten rechten Gruppierungen, die untereinander konkurrieren. Selten zuvor ist es Journalisten gelungen, aus dem Zentrum dieser äußerst verschlossenen und konspirativ agierenden Szene zu berichten.
Und das, was "Michael" über die Machenschaften und Strukturen der militanten Neonaziszene erzählt, ist besorgniserregend: die Vorbereitungen auf den Tag des Systemzusammenbruchs, grenzübergreifender Waffenschmuggel, Rechtsrock als Finanzierungsquelle für rechten Terror. "Michael" legt auch offen, wie Rechte im europäischen In- und Ausland weitgehend unbeobachtet von den Sicherheitsbehörden planen und agieren können.
Alle Aussagen der Quelle wurden von einem Rechercheteam über Monate hinweg akribisch auf Belegbarkeit geprüft. Im Film ordnen darüber hinaus Behördenvertreter und Kenner der Szene die Aussagen der Quelle ein.
Gaming-Engine zum Quellenschutz
"Geständnisse eines Neonazis" ist dabei ein gestalterisches Leuchtturmprojekt: Mithilfe einer Gaming-Engine, die sonst nur aus Hollywoodfilmen und Videospielen bekannt ist, wird die Quelle in einen Avatar verwandelt und dank Motion-Tracking-Technik zum Leben erweckt - ein notwendiger Schritt, um die Quelle bestmöglich vor Vergeltung aus der rechtsterroristischen Szene zu schützen, denn Aussteiger landen häufig auf Todeslisten.
Ein Schauspieler leiht dem Avatar seine Mimik, ein Synchronsprecher seine Stimme. Das Ergebnis: Der animierte Insider kann in einem nachgestellten Interviewsetting befragt werden und führt virtuell an die nachempfundenen Orte seiner Erlebnisse.
Über Jahrzehnte war "Michael" mittendrin in der rechten Szene, hat umfassendes Wissen und umfangreiche Zugänge in diese Welt, ihr aber inzwischen den Rücken gekehrt. In der dreiteiligen Highlight-Dokuserie "Geständnisse eines Neonazis" packt "Michael" aus. Er spricht über Strukturen, Organisation und illegale Geschäfte der rechtsmilitanten Szene, über Waffendeals und Schießtrainings mit Kriegswaffen, berichtet von konspirativen Planungstreffen, Todeslisten und Waffendeals. Er erzählt, wie sich Deutschlands Rechtsextreme auf den "Tag X" vorbereiten, wie sich die rechte Szene finanziert, wie eng sie national und international vernetzt ist, wie Nachwuchs rekrutiert und gesellschaftliche Strukturen unterwandert werden. Was waren die Herausforderungen bei der Recherche?
Im vergangenen halben Jahr hat ein Rechercheteam rund um Filmautor Dennis Leiffels die Interviews mit "Michael" akribisch ausgewertet und einem Faktencheck unterworfen: Die beiden versierten Journalisten und Faktenchecker Michael Trammer und David Speier haben das komplette Umfeld der Quelle ausgeleuchtet, alle genannten Organisationen, Orte und Zeitabläufe überprüft, Aussagen mit Akten, Fotos, Berichten, Fachpublikationen und Dokumenten abgeglichen. Eingebettet werden die Erzählungen des Informanten durch Hintergrund- und Rahmenrecherchen sowie Experten-Interviews: Autor Dennis Leiffels und sein Team interviewten unter anderem den thüringischen Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer, Polizisten und Szenekenner wie die Journalistin Andrea Röpke.
Ein Film von: Dennis Leiffels
Faktencheck & Recherche: David Speier & Michael Trammer
Kamera: Ilhan Coskun, Dennis Drechsler, Sebastian Woithe
Ton: Christoph Dziallas, Ole Schmidt, Maximillian Pellnitz
Schnitt: Steven B., Nevena Mavić, Laura W., Teresa Grauten, Helge Rudolph, Christian B., Jurek Veit, Nils Fricke, Mareike Eckert
Sprecher: Maciej Tyrakowski, Carolin von der Groeben
Produktionsleitung: Martin Benedix
Produktionsassistenz: Marcel Sakrowski, Mathilda Kühne, Lennart Bahr
Redaktionelle Mitarbeit: Marie Hansen, Jana Berge, Fenja Wieker
Redaktion ZDF: Lucas Eiler, Nina Behlendorf
Eine Produktion der sendefähig GmbH im Auftrag des ZDF