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Yaez | Island: Feiern zwischen Feuer und Eis

Reykjavík von oben. Foto: Michael Schock

Island: Feiern zwischen Feuer und Eis

Lavalandschaften, skurrile Paraden und das Iceland Airwaves Festival: Island bietet ein tolles Programm für den Urlaub.

Island bietet außer großartiger Landschaften auch Großstadtflair. (Foto: Michael Schock)

Es ist schon ein bisschen gefährlich, sich dieser Tage in Island aufzuhalten. Wissenschaftler messen derzeit unter der Oberfläche der Vulkaninsel starke seismische Aktivitäten, besonders beim gefürchteten Vulkan Hekla, auch „Tor zur Hölle" genannt. Erdbeben sind hier nichts Ungewöhnliches und was schon ein kleiner Ausbruch anrichten kann, bewies zuletzt der Eyjafjallajökull und legte den europäischen Flugverehr einfach mal mit einer massiven Aschewolke lahm. Kaum auszumalen, was Hekla anrichten könnte. Warum man sich den Nervenkitzel trotzdem geben sollte, ist die einzigartige Natur und das aufregende Nachtleben der Hauptstadt Reykjavík. Du magst Party? Du magst Indiemusik? Du magst Hiken? Du magst schöne Menschen? Du magst guten Fisch? Alle Richtungen zeigen dann für dich gen Nordatlantik.


Es geht auch günstig

Eine exzellente Gelegenheit, das Nachtleben der Isländer zu erleben, ist die kalte Jahreszeit. Wer dem wenigen Tagelicht trotzen mag, kann besonders günstig auf die Insel, die Flugpreise sind zwischen November und März etwas moderater. Ein Tipp für Berliner: Mit den Airlines Iceland Express und WOWAir kommt man schon für rund 140 Euro pro Flug ins Land. IcelandAir verlangt da locker das Doppelte. Auch die Hotels haben gute Angebote. Vergesst gleich, in einer anderen Stadt als Reykjavík einzuchecken - ohne Mietwagen sollte es die Hauptstadt (putzige 120.000 Einwohner) sein. Die anderen „Städte" sind zu klein und haben eher sporadisch spannende Events zu bieten. Allerdings kann es auch locker ein Hotel etwas fernab von 101 Downtown Reykjavík, etwa im östlichen Bereich mit der Postleitzahl 105, sein. In einer halben Stunde ist man von hier aus per pedes in der Stadt.


Party wie die Wikinger

Am Wochenende steht Reykjavík Kopf. Freitag- und Samstagabend bietet eine skurrile Parade in Reykjavík eine ganz eigene Show: Die jungen Isländer fahren mit ihren Autos und darin wummernden Technobässen den Laugavegur rauf und runter. Die Haupteinkaufstraße mutiert dann gerne mal zum Spontanpartyzentrum. Wem der in der Hafenstadt häufig mal extreme Wind um die Hotpants weht und sich nach einer beheizten Bar umschaut, der kommt um die Kaffibarinn nicht herum. Die Bar ist klein, man mag winzig sagen, und das feierwütige Volk drückt sich förmlich in das mit reichlich Events und Veranstaltungen gesegnete, rote Holzhäuschen. Aber Vorsicht: Das an Flug und Hotel gesparte Geld kann hier schnell wieder aus dem Fenster fliegen, denn wegen der horrenden Steuern ist Alkohol in Island sehr teuer. Am besten lässt man im Duty-Free-Shop des Keflavík-Airports vorsorglich ein paar Flaschen Brennivín (köstlicher Kümmelschnaps), Opal (gewöhnungsbedürftiger Lakritz-Wodka-Mix), Reyka (der Traditionswodka der Insel) oder Ísafold (milder, sehr guter Gin) in das Reisegepäck wandern.


Natürlich Musik

Wer das erste Mal das Land besucht, wählt am besten den späten Herbst. Die Preise sind günstig, es gibt noch genug Licht für Erkundungsfahrten in die Natur - und das Iceland Airwaves Festival. Fünf Tage lang spielt dann in Reykjavík lokale und internationale Independentmusik die Hauptrolle, in grandiosen Locations wie dem majestätischen Glasbau Harpa direkt am Hafen, dem Iðnó, Islands ältestem Theater, der Fríkirkjan, ersten Kirche der Stadt oder dem Gamla Bíó, einem urigen Theater. Wer die rund 110 Euro für das Ticket nicht zahlen will, bekommt trotzdem die volle Packung Musik, denn neben dem Abendprogramm spielen die gleichen und sogar noch mehr Bands sogenannte Off-Venue-Shows - halbstündige Sets in Bars, Cafés, Hostellobbys, Kinos oder Kleidungsshops. Und das für lau. Hier mischen sich Touristen aus aller Welt und Isländer in der Hauptstadt wie sonst zu keiner Zeit des Jahres.


Feuer und Wasser

Wem das zu hektisch ist, der holt sich einen Mietwagen (ca. 60 Euro pro 24 Stunden etwa für einen VW Golf) und macht sich auf, die Ringstraße zu erobern. Auf der Südroute gibt es fantastische, schwarze Lavastrände wie in Vík zu sehen, oder auch eindrucksvolle Wasserfälle wie den Skógafoss. Alle sind problemlos von der Hauptstraße aus zu erreichen. Gletscherwanderungen sollte man aber nur mit erfahrenen Führern unternehmen. Immer wieder verschwinden Touristen in den Spalten und werden nicht mehr gefunden. Da ist es wesentlich sicherer, den Trip bis zur Jökullsárlon zu unternehmen. Die Gletscherlagune, in der sich riesige Eisbrocken auf die Reise ins Meer machen, gehört zum schönsten, was unser Planet zu bieten hat. Wer einen solchen ersten Geschmack dieser Insel gewonnen hat, der kommt sicher wieder. Trotz der Gefahr.

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