Conbook Verlag | Mai 2015 Ein Reiseknigge für die Stadt unterm Eiffelturm. Mit vielen Tipps, um sich in Paris schnell wohl zu fühlen.
Vorwort: Bonjour
Paris
Eines Morgens kam mir eine Pariserin mit einem interessanten Strickpullover entgegen. Sie trug keinen Mantel, dabei war es März und noch recht kalt in Paris. Auf dem weißen Pullover war eine große rote Wärmflasche abgebildet. Darüber stand in großen roten Buchstaben: »PARIS«.
Gerne hätte ich sie angehalten und mich mit ihr über ihren Pulli unterhalten. Aber sie verschwand schnell im Eingang der Metro. Über die Wärmflasche musste ich lange nachdenken.
Dieser Pulli sagt mehr als viele Reiseführer: Ja, Paris wärmt. Paris wärmt die Franzosen, die Touristen, selbst die, die gerade gar nicht in Paris sind. Aber wie macht Paris das? Wie verschafft die französische Metropole einem dieses wohlige, warme Gefühl?
Mit seiner Bausubstanz aus den verschiedenen Jahrhunderten. Mit seiner Küche. Seiner Geschichte und seinen berühmten Persönlichkeiten. Seinen hochkarätigen Museen. Seiner ständigen Wiederkehr in Filmen und Büchern. Seinem Eiffelturm, der einem sogar in Form von Ziegenkäse oder als Küchenreibe begegnet. Seinem Licht, das sich von Jahreszeit zu Jahreszeit ändert. Seiner Mode.
Und natürlich mit seinen Einwohnern. Diese Lebensart, um die sie viele beneiden. Scheinbar leicht, voller Genuss, voller Perfektion, voller Schönheit und Kultur. Die Pariser scheinen zu wissen, worum es im Leben geht. Sie stellen dem Alltagstrott Eleganz entgegen.
Doch Touristen und andere Fremde, die in Paris lernen, arbeiten und leben, würden den Pullover vielleicht anders interpretieren. Nämlich dass man für Paris eine Wärmflasche braucht. Selbst die, die Paris schon recht gut kennen, erleben immer wieder diese Momente des Fröstelns: Wenn der Kellner sie schon seit zehn Minuten übersieht. Wenn einen die Speisekarte überfordert. Wenn einem das Selbstbewusstsein des Parisers auf den Zeiger geht. Wenn er einen in der Metro anraunt. Wenn Franzosen sich einfach nicht vorstellen können, dass es doch tatsächlich ein paar Menschen auf der Welt gibt, die ihre Sprache nicht beherrschen. Wenn man auf der Stadtautobahn fast gerammt wird.
Für Nicht-Pariser kann das Savoir vivre dieser Metropolen-Bewohner ganz schön anstrengend sein. Man spürt die unausgesprochenen Regeln, die geheimen Paris-Codes, kennt sie aber nicht. Da fühlt man sich gerade im Restaurant schnell wie ein Trottel und in den Augen der Pariser als schlecht erzogen.
Frankreich ist das Fettnapfland par excellence, und Paris ist le Megafettnapf. Für Pariser Risiken und Nebenwirkungen nehmen Sie diesen Reiseknigge. Denn Sie müssen ja nicht überall hineintreten. Das habe ich schon für Sie getan – während meiner Arbeit als Journalist und in meiner Freizeit.
Der Reiseknigge soll ihnen helfen, mit der Stadt schneller warm zu werden. Sich so zu verhalten, dass man sich als Neuling schon ein bisschen einheimisch fühlt. Er führt Sie zu Orten, zu denen die Pariser selbst gerne hingehen. Wo sie relaxen. Er gibt Tipps, wie man in dieser teuren Metropole sowohl Geld spart als auch Zeit – etwa beim Anstellen im Louvre und am Eiffelturm. Er gibt Ratschläge für die Stadt der Liebe, die leider mancherorts auch eine Stadt der Diebe ist. Und Sie erfahren allerlei Hintergründe – etwa über die Aufteilung der Stadt oder die Probleme mit manchen Banlieues. Er soll Ihnen Mut machen, mal eine Runde mit dem Rad zu drehen.
Aber vergessen Sie nicht, das Buch trotz aller hilfreichen Ratschläge immer wieder beiseite zu legen. Und einfach loszulaufen. Paris ist die perfekte Stadt für Zufallsentdeckungen. Hier ist der Flaneur zu Hause. Keine Sorge, alle paar hundert Meter taucht wieder eine Metrostation auf. Sie gehen nicht verloren. Aber Sie werden auf viel Schönes stoßen.
Auch das sind Momente, wo es einem ganz warm wird in Paris.
(...)
Erschienen: Mai 2015 (1. Auflage)
Taschenbuch mit bedruckten Einbandklappen, 352 Seiten
ISBN: 978-3-943176-94-0
€ 11,95 [D], € 12,30 [A], SFr 17.90* [CH]
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