2 Abos und 0 Abonnenten
Artikel

Für den Durchblick im Ladekarten-Dschungel

Für den Durchblick im Ladekarten-Dschungel

"Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie fahren ein Auto, das mit Benzin oder Diesel betrieben wird. Sie könnten Ihr Fahrzeug bequem zuhause tanken. Aber wenn Sie damit weitere Strecken fahren wollen, kommen Sie nicht umhin, unterwegs eine Tankstelle anzusteuern. Sie brauchen nun aber, und jetzt wird's kompliziert, für jeden Tankstellenbetreiber eine separate Zugangskarte für dessen Zapfsäulen. Manche Tankstellenbetreiber verlangen dafür eine monatliche Grundgebühr von Ihnen, andere nicht. Sie können auch bei Stadtwerken oder Energieversorgern tanken, brauchen dann aber wieder für jede neue Stadt und jeden neuen Versorger einen neuen Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter und eine neue Zugangskarte für dessen Zapfsäulen.

Wollen Sie bei jedem in Deutschland verfügbaren Anbieter tanken können, bräuchten Sie mehr als 200 Verträge und Zugangskarten. Ein Lichtblick: Bei manchen Supermärkten und Autohändlern können Sie während ihres Besuchs kostenlos tanken. Allerdings meist nur zu deren Öffnungszeiten.

Leider, und jetzt wird es noch komplizierter, passt nicht jeder Tankrüssel in jedes Fahrzeug. Mit einem japanischen Fabrikat können Sie nicht an jeder beliebigen Säule tanken. Fahren Sie ein bestimmtes Modell eines US-amerikanischen Herstellers und haben dieses vor 2017 gekauft, können Sie an dessen Säulen ein Autoleben lang kostenlos tanken - und das auch noch richtig schnell. Mit so manchem Fahrzeug stehen Sie womöglich stundenlang an einer Säule, bis der Tank wieder voll ist. Außer Sie haben schon beim Kauf Ihres Autos eine Option für schnelleres Tanken gewählt. Manchmal zahlen Sie nach der Zeit, wie lange Sie tanken, und manchmal nach der getankten Menge. Auch da sind sich die unzähligen Anbieter noch nicht einig geworden.

Klingt verrückt. Absolut unpraktisch. Man stellt sich unweigerlich die Frage, wer sich so etwas antun würde.

Elektroautofahrer tun es. Jene unerschrockenen Pioniere, die schon heute ihren fossil betriebenen Stinker gegen ein sauberes und leises Elektromobil eingetauscht haben. Sei es aus Begeisterung für die neue Technologie, die schon in wenigen Jahren zum Alltag geworden sein wird, oder um ein Statement zu setzen für Ökologie und Nachhaltigkeit. Da nimmt man die paar Kinderkrankheiten gerne in Kauf. Denn schon bald sollten diese der Vergangenheit angehören..."

Ratgeber-Artikel, 7000 Zeichen.

Erschienen in Ausgabe 01/2017 des Printmagazins ElektroAutoMobil.