Michael Mosuch

Freier Journalist und Autor, Berlin

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Ford Escort RS2000 Mk2 - der Sportler mit der schrägen Schnauze

Ende der 1960er Jahre war gefühlt jeder zweite Pkw auf deutschen Straßen ein VW Käfer, und die tatsächlichen Zulassungszahlen wichen bestimmt nicht weit von dieser Vermutung ab. Der Ford Escort MK1 war das erste Modell, das die Ford-Werke in Köln als deutscher Ableger der US-amerikanischen Muttergesellschaft in Eigenregie auf die Beine gestellt haben.

Die Erwartungen an die neue Baureihe waren dabei alles andere als gering: Der Escort trat mit nicht weniger als dem Anspruch an, der Kölner "Käfer-Killer" zu werden und dem Wolfsburger Krabbeltier ein gutes Stück vom Neuzulassungs-Kuchen abzuringen. Der Kölner Hecktriebler war in Deutschland ab 1970 in den Ausstattungsvarianten L, GL, Ghia und Sport erhältlich. Im Jahre 1973, fünf Jahre nach Serienbeginn des neuen Modells, erschien mit dem Topmodell Escort RS2000 Mk1 dann der erste "echte" RS - noch auf Basis des seit 1968 gebauten Ur-Escort, der heute von seinen Fans aufgrund der Form des Kühlergrills liebevoll auch als "Hundeknochen-Escort" bezeichnet wird. Auch zuvor existierten schon leistungsgesteigerte Versionen mit den zwei imageträchtigen Buchstaben am Heck: 1968 und 1969 gewann Ford gleich zweimal die Markenweltmeisterschaften in Folge. Allerdings waren die Werks-RS damals noch von Ford Motorsport handgefertigt und ganze Escort-Baugruppen wurden durch die Mechanik des Lotus Cortina ersetzt.

Ford Escort Mk2, die Neuauflage des Erfolgs

1975 kam der neue RS2000 auf Basis des zugleich eingeführten Escort Mk2. Die Technik des Mk2 entspricht weitgehend der Konstruktion des Escort Mk1, welcher -obwohl in der Urversion nicht für den Einsatz im Motorsport gedacht- seit den frühen 1970er Jahren im Motorsport recht erfolgreich war. Für die Zulassung des Mk2 zum Motorsport bediente sich Ford damals eines Tricks bei den Homologationsbestimmungen: indem der Mk2 einfach als karosserietechnisch geänderte Version des Ur-Escort präsentiert wurde, ersparte man sich die Auflage einer weiteren Homologationsserie. Unser weißer Ford Escort RS2000 Mk2 mit den zeitgenössisch-typischen mattschwarzen Applikationen auf Motorhaube und Heckklappe erblickte am 01. Februar 1977 das Licht der Welt und wurde in der Folge professionell zu einem Wettbewerbsfahrzeug für den historischen Motorsport umgebaut.

Im Rückspiegel ist der RS2000 Mk2 durch die mit Doppelscheinwerfern bestückte abgeschrägte Front aus Polyurethan-Kunststoff sofort als sportlichster Ableger der Escort-Baureihe erkennbar. Der Reihenvierzylinder mit 1954 ccm bringt über die seinerzeit als "Breitreifen" klassifizierten, heute fast zierlich wirkenden Radialreifen der Dimension 175/70R13 seine 140 PS Leistung auf die an halbelliptischen Einzelblattfedern geführte hintere Starrachse. Bei rund 925 kg RS2000-Lebendgewicht ergibt sich ein niedriges Leistungsgewicht von 6,61 kg/PS, entsprechend gute Fahrleistungen sind die Folge. Rund 25.000 Exemplare des RS2000 Mk2 wurden von 1975 bis 1980 gebaut.

Unser Fahrzeug im Bericht gehört heute Volker Thull, Inhaber der Spezialversicherung rallye-rennkasko.de. Die unter der Ägide der Allianz Versicherungen laufende rallye-rennkasko.de ist eine spezielle Versicherung für Rallye-Rennfahrzeuge und deren Fahrer, sie hat ihren Sitz in Mainz.

Artgerechte Haltung auch mit über 40 Jahren

Unser Escort RS2000 bekommt auch heute noch seinen Auslauf: im November 2017 war der RS2000 auf der Rallye Köln-Ahrweiler als Vorwagen mit der Startnummer C9 unterwegs und wurde dort vom 1999 geborenen und somit jüngsten Divisionssieger der Deutschen Rallye Meisterschaft (DRM) Roman Schwedt (18) pilotiert, die Pacenotes hat ihm Copilot Christoph Gerlich (31) vorgelesen - gleichzeitig war der Einsatz auf der Köln-Ahrweiler der erste gemeinsame Einsatz der beiden Motorsportler. Roman Schwedt scheint zufrieden: "Wir waren als Team von Anfang an auf einer Wellenlänge und hatten sofort sehr viel Spaß im Auto." Insofern steht das "RS" bei unserem Ford Escort RS2000 Mk2 also nicht nur für die offizielle fordsche Abkürzung "Rallye Sport", sondern auch für "Riesen-Spaß".

Text: Michael Mosuch Bilder: Daniel Schäfer (Rallye Köln Ahrweiler), Sascha Doerenbaecher (Eifel-Rallye Festival)

Zum Original