Macht, Geschlecht und Religion – darüber
diskutierten in Hamburg drei Männer und eine Transfrau unter dem Namen
„Das muslimische Quartett“. Klar wurde vor allem: In dem Thema steckt
Sprengkraft – für Islam und Christentum.
Von Mechthild Klein
An die 250 Leute kamen zum "Muslimischen Quartett" in den hippen Resonanzraum im Medienbunker auf St. Pauli. Eingeladen hatte die Friedrich Ebert-Stiftung, gemeinsam mit dem Dominikanerorden Hamburg und der Alhambra-Gesellschaft.
Ein Sprecher der Friedrich-Ebert-Stiftung weckt hohe Erwartungen an diesen Abend:
"Sich den heißen Eisen unserer Zeit anzunehmen, ist eine Spezialität der Alhambra-Gesellschaft. Das ist eine von deutschen Muslimen gegründete Initiative, ein Verein, der sich nicht wegduckt, wenn es um schwierige Fragen geht, sondern sie offensiv zur Diskussion stellt, so wie heute Abend hier."
Auf dem Podium sitzen drei Männer und eine transsexuelle Frau. Die Islamwissenschaftlerin Nimet Seker lieferte vorweg eine Einführung in das Thema "Macht und Geschlecht - eine religiöse Perspektive" aus ihrer Sicht als Muslimin. Sie kam schnell auf den Punkt, dass das Geschlechterverhältnis immer ein Machtverhältnis sei, das sich alle Gesellschaften einverleibt hätten, "da sie nur durch die Ausbeutung von Frauen funktionieren", wie Seker sagt. "Wir Frauen, alle Frauen, werden zu Verletzlichkeit, zu Schwäche, zu Nachgiebigkeit, zum Gefügigsein und zum Schweigen erzogen."
Die Frankfurter Islamwissenschaftlerin Nimet Seker saß nicht auf dem Podium des Muslimischen Quartetts. Weil sie nicht für die Frauenquote in ihrem eigenen muslimischen Verband herhalten wollte, wie sie sagt. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Alhambra-Gesellschaft. In ihrem Vortrag spricht sie sehr persönlich über Frauenbilder in Europa.
"Das ständige Hinterfragen der äußeren Erscheinung und des Auftretens erleben wir Frauen nicht nur aus unserem direkten Umfeld. Wir lieben es auch, es an uns selbst zu praktizieren: die ständigen Hinweise auf die Haare, die unter dem Kopftuch hervorschauen, die zu laute Stimme, die unangebrachte Kritik, die mangelnde Solidarität unter Frauen."