Amber Mark ist ein Geschenk an alle, die modernen R'n'B und Pop ohne Trennlinie mögen. Gründe dafür findet man etliche, die offensichtlichsten sind ihre herausragende Stimme, verständliche wie mitreißende Texte und nicht zuletzt diese Genre-Grenzen sprengende Musik. Zurecht erhielt das 2017 erschienene Mini-Album "3:33am" euphorische Kritiken, ebenso wie die anschließende EP "Conexão" im Folgejahr. Die Erwartungen an das erste richtige Solo-Album der New Yorkerin wuchsen in den vergangenen drei Jahren entsprechend an, und so viel sei vorweggenommen: Die Wartezeit war es wert. "Three dimensions deep" macht vom ersten bis zum 17. Track Spaß, ist abwechslungsreich und tiefgründig.
Anzeichen dafür waren die bisher veröffentlichten Singles, allen voran "Competition". Thema ist das Konkurrenzverhalten in Beziehungen, bis es in den letzten Zeilen zum Überwinden dieses Zustands kommt und die Wir-Form plötzlich zur Ich-Perspektive wechselt. Die erste Auskopplung, "Worth it", ist ebenfalls stark und ein wunderschönes Beispiel für die Hauptmotive dieses Albums: Selbstzweifel und eigene Wertschätzung, Scheitern und Neuanfang, oder auch die Anstrengungen dafür, über sich selbst hinauszuwachsen, sich weiterzuentwickeln und zu reflektieren. "Foreign things" ist eine eingängige, kosmopolitische Liebeserklärung an die Schätze dieser Welt, angesichts Marks Biografie ist das auch authentisch. Denn die Tochter einer Deutschen und eines Jamaikaners, geboren 1993 auf einer von Hebammen geführten Farm in Tennessee, lebte bereits unter anderem in Indien, Nepal, München und Berlin, bis sie sich mit 18 endgültig im Staat New York niederließ.
Wie der Name schon verrät, ist das mit Harfenklängen und dezent gehaltenen Beats unterlegte "Softly" einer der zartesten Tracks, nimmt jedoch zum Chorus hin enorm Fahrtwind auf. Ein weiteres Highlight ist "Most men": Wohl noch nie klang eine Kampfansage an selbstverliebte Player-Männer so funky, so cool und so abgeklärt. Auch "FOMO" und "Bubbles" wirken trotz ernster Lyrics überraschend heiter, sie regen gar zum Nachdenken an, ohne die Laune zu verderben. Einen Stilbruch gibt es auf diesem Album zwar nicht, doch im späteren Verlauf wird die Stimmung etwas sphärischer. Die heimlichen Höhepunkte dabei: "Cosmic", ein hinreißendes Liebeslied voller astronomischer Metaphern, und das darauffolgende, wie eine Explosion klingende, selbstentfesselnde "Darkside". Generell lohnt es sich, das Album chronologisch durchzuhören, denn Amber Mark erzählt eine Storyline ihrer persönlichen und musikalischen Entwicklung, die Sinn ergibt, dabei aber nie an Melodik wie Eingängigkeit verliert. Bei knapp einer Stunde Laufzeit und nicht zuletzt für ein Debütalbum ist das mehr als bemerkenswert.