Vier Kapitel bestehend aus jeweils drei Songs veröffentlichte Apache 207 nach und nach, bis sein neues Album "2sad2disco" schließlich komplett war. Der Rapper, der sich selbst als Mannheimer bezeichnet, obwohl er eigentlich aus Ludwigshafen kommt, betont mit seiner Musik deutlicher denn je, dass ihm eine Frage kaum egaler sein könnte: Ist das deutscher Rap, Pop oder doch R'n'B? Wer das neue Album aufmerksam hört, wird feststellen, dass dieser Musikstil sich endgültig zum positiven Sonderfall entwickelt.
Zugegeben, einige Fans in den Kommentarspalten waren von der namensgebenden und das Album eröffnenden Single zunächst abgeschreckt, teilweise kamen die Dance-Moves im Video besser an als der Song selbst. Zu elektronisch und cluborientiert, zu wenig Punchlines. Aber das ist zu kurz gedacht: Es hinterlässt durchaus Eindruck, wenn der rappende Sänger zum singenden Rapper und zurück wechselt, dabei auf Disco-Bässen von Traurigkeit beim Tanzen und einer mysteriösen Frauenbegegnung erzählt. Genau diese Stimmung ist es, die sich von jenem ersten bis zum zwölften Track zieht, wie das Outro "Nebengasse" demonstriert: Dezente Beats, dafür markante Gitarrenklänge und ein melodisches Pfeif-Sample, welches die Tracklist unverschämt gut abrundet.
Diejenigen, welche "den alten Apache-Vibe von 2019" (sic!) vermissen, könnten mit "Thunfisch & Weinbrand", "Vodka" und "Sport" besänftigt werden. Gerade der erstgenannte Song steckt voller Kraft und verdient es, hierbei extra erwähnt zu werden. Nirgendwo klingt das Album mehr nach modernem HipHop als hier: Hi-Hats wie Klapperschlangen, Sub-Bässe und ein mächtiger Beat wechseln noch im selben Song zu einem Solo-Klavierstück und wieder zurück. Dazu gibt es viel Stimmeinsatz, vielleicht kann das in der Deutschrap-Landschaft zurzeit niemand gelungener als er. Die Lyrics währenddessen sind biografisch, traurig wie bissig. Eine Kampfansage des Hünen an all die zweifelnden Blockrapper und Realkeeper, verpackt zwischen Selbstzweifeln und Schicksalsschlägen.
Auch wenn jener eine Song hervorstechen mag, so bestimmen große Gefühle die Stimmungslage insgesamt. Dazu gibt es Cyberpunk-Ästhetik, Großstadtromantik und kräftigen Gesang zu facettenreichen Instrumentals, welche mal mehr nach Flash Funk und stellenweise sogar wie beschleunigter Vaporwave oder auch House klingen, manchmal auch Pop-Elemente der 80er- und 90er-Jahre beinhalten und zu einer Art modernen Eurodance einladen. Wie fabelhaft und zukunftstauglich sich das anhört beweisen Songs wie "An der Uhr gedreht", "Lamborghini Doors" oder, mit viel Piano-Einsatz, auch "So weit". In jedem Track steckt eine kleine Geschichte mit persönlicher Note, es klingt einheitlich, aber nicht gleichartig. Für manche ist das sicherlich Geschmacksache und insgesamt schon ein kleiner Stilbruch zu den ersten beiden Alben, aber genau darin liegt die Stärke. Apache ist, zumindest musikalisch, nicht gänzlich gleich geblieben und das ist gut so.
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