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Kontrolle erst nach der Pause


Von Max Sprick


STUTTGART - 4:1 zu gewinnen, das sieht deutlich aus. Vor allem auswärts, so viele Tore zu erzielen: souverän. Das letzte Mal, dass die Fans von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt in der Ferne so oft jubeln durften, ist auch schon fast eineinhalb Jahre her. „Am Ende haben wir auch souverän gewonnen", sagte Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen über den Sieg seiner Eintracht am Samstag beim VfB Stuttgart. „Aber sehr wohl wissend, dass dieses Spiel auch hätte andersherum ausgehen können."


Zwar zwang der erste gut ausgespielte Frankfurter Angriff VfB-Verteidiger Adam Hlousek zum Eigentor, das die frühe Führung der Gäste nach elf Minuten bedeutete. „Trotzdem hat uns dieses Tor zu wenig Sicherheit gegeben", sagte Trainer Armin Veh. Denn danach lauerte seine Mannschaft auf Konter, ließ Stuttgart das Spiel bestimmen. Der VfB hatte eine halbe Stunde lang jede Menge gute Chancen. Daniel Didavi nutzte eine zum Ausgleich (30.), Martin Harnik vergab eine weitere slapstickhaft, als er es schaffte, den Ball aus zwei Metern Entfernung über das freie Frankfurter Tor zu schießen (34.). „Wir dürfen uns nicht beschweren, wenn wir mit zwei, drei Toren Rückstand in die Pause gehen", sagte Eintracht-Torwart Lukas Hradecky.


Wechsel bringen neue Energie


Kurz vor der Pause gelang seinen Vorderleuten doch noch ein guter Konter. Haris Seferovic wurde über die von den Stuttgartern sträflich verwaiste linke Seite geschickt, der Schweizer bediente in der Mitte Luc Castaignos, der mit seinem ersten Bundesliga-Treffer zum 2:1 versenkte. „Das war der Nackenschlag für Stuttgart", meinte Marc Stendera, der nach überstandener Oberschenkel-Verletzung auf der linken Außenbahn auflief. „Dank dieses Tors haben wir es in der zweiten Halbzeit besser gemacht", sagte Veh.

Er tauschte in der Pause doppelt, brachte Alex Ingjovski und David Abraham für die angeschlagenen Timothy Chandler (muss nach einem Außenmeniskusriss im rechten Knie operiert werden) und Marco Russ (Muskelprobleme). „Diese Auswechslungen brachten uns neue Energie", sagte Hradecky. Vor allem aber brachten sie endlich die Sicherheit, die Veh sich wünschte. In der zweiten Hälfte ließen die Frankfurter nichts mehr zu, vor allem Abraham spielte in der Abwehr enorm sicher und zweikampfstark. Spielte die Eintracht anfangs zu viel klein-klein, verlagerte sie das Geschehen dann viel besser – und sie entschied es.


Oczipka mit Kapitänsbinde

Stefan Reinartz eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, marschierte bis zum VfB-Strafraum, ehe er Castaignos bediente, der von Stuttgarts Schlussmann Przemyslaw Tyton nur regelwidrig zu stoppen war. Notbremse, Rot, Elfmeter. Seferovic verwandelte zum 3:1 und die Eintracht spielte die restlichen 22 Minuten in Überzahl locker aus. „Nach unserem dritten Treffer war die Partie entschieden", sagte Veh. Das vierte Tor, das Castaignos kurz vor dem Abpfiff noch drauf packte, „gab das Spiel nicht her".


Wäre es tatsächlich andersherum ausgegangen, hätte sich die Anspannung, die man den Spielern im Training anmerkte, über die nun folgende Länderspielpause fortgesetzt. „Das wollten wir unbedingt verhindern, wir wollten mit Ruhe in die Pause gehen, um stärker aus ihr zurückzukehren", sagte Veh. „Deswegen war dieser Sieg brutal wichtig, anders kann man es nicht sagen", pflichtete ihm Bastian Oczipka bei, der nach Russ' Auswechslung für 45 Minuten erstmals die Kapitänsbinde der Eintracht trug. „Endlich haben wir den richtigen Kapitän gefunden", scherzte Oczipka nach dem Spiel. Ob der Sieg in Stuttgart nun zu deutlich ausfiel, oder nicht, wird bei der Eintracht in den kommenden Tagen wohl kaum jemanden interessieren. „Fußball ist Ergebnis-Sport", sagte Veh. „Was zählt, sind die drei Punkte." Und das Selbstvertrauen, das sie seinen Spielern für die kommenden Trainingstage geben.

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