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Fußball ohne Schickimicki

Eintracht Frankfurt

Von Max Sprick

FRANKFURT - „Pffffff", macht Armin Veh nur. Es ist ein langes, feucht klingendes Pfffff. Seine Lippen schlottern noch, als sich der Trainer der Frankfurter Eintracht nach rechts dreht, den Blick auf die kahle Wand richtet. Was sollte er denn jetzt bloß erwidern, auf diese verbale Vorlage?

„Fußball ohne Schickimicki" lautet nämlich der Slogan des Bremer SV, dem Gegner der Eintracht in der ersten Runde des DFB-Pokals am Samstag. Kein Spiel haben die Bremer mit ihrem Motto in der vergangenen Saison verloren, haben den Aufstieg in die Regionalliga Nord nur wegen eines ungünstigen Ergebnisses zweier Relegations-Konkurrenten verpasst. Gegen die Eintracht ist der Fünftligist klarer Außenseiter.

1.900 Frankfurter nach Bremen

Ein Moment Stille, als Veh fragend die Wand anblickt, seine Lippen jetzt fest aufeinandergepresst. Ruckartig dreht er den Kopf wieder nach vorne und verwandelt die Slogan-Vorlage souverän: „Finde ich gut. Sympathisch. Machen wir genau so."

Veh will kein „Schickimicki" seiner Spieler in Norddeutschland sehen, keine Überheblichkeit des Favoriten. „Die Gefahr, den kleineren Verein zu unterschätzen, ist in solchen Begegnungen immer groß", sagt der Trainer. Dieser Gefahr nicht zu erliegen, das habe er seiner Mannschaft eingebläut. Hat ihr zur Vorbereitung Videos vom letztjährigen Erstrunden-Spiel der Bremer gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig gezeigt. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte der kleinere Verein dem größeren alles abverlangt, Braunschweig gewann mühevoll mit 1:0.

Gegner-Vorbereitung nicht ganz so akribisch

„Acht Spieler von damals stehen auch gegen uns auf dem Platz, daran können wir uns orientieren", sagt Veh. Gibt aber auch zu, dass seine Gegner-Vorbereitung nicht ganz so akribisch ausgefallen ist, wie bei einem Bundesliga-Spiel. Viel Material hatte er ja nicht.

Der Bremer SV muss für sein Saison-Highlight umziehen, empfängt die Eintracht im Stadion des Bremer Stadtteils Oberneuland. 5.000 Zuschauer passen rein, 1.900 Karten kauften Frankfurter Fans. Um ihnen und sich die Reise angenehm zu gestalten, will Veh offensiv spielen, setzt auf zwei Spitzen. „Seferovic und Castaignos beginnen", kündigt er an. Ansonsten lässt er sich nicht groß in die Karten schauen. Klar ist nur, dass das Spiel für Neuzugang David Abraham zu früh kommt.

Auch Lukas Hradecky steht noch nicht zur Verfügung. Der Nachfolger von Kevin Trapp im Eintracht-Tor wurde zwar gestern offiziell vorgestellt, spielte aber Donnerstagabend noch für seinen alten Verein Bröndby Kopenhagen in der Europa-League-Qualifikation auf Zypern.

„Es waren hartnäckige Verhandlungen"

Dieser Kompromiss war Teil des Deals mit den Dänen. „Es waren hartnäckige Verhandlungen", sagt Manager Bruno Hübner, der sich gleichzeitig glücklich schätzte, den 25-Jährigen verpflichtet zu haben. Vehs Wunschkandidaten. „Lukas verkörpert alles, was ich von einem Torwart sehen will", sagt der Trainer. Der finnische Nationalkeeper könne ein Spiel lesen und gut eröffnen. „Fast wie ein Innenverteidiger", sagt Hübner. Außerdem beherrsche der 1,90-Meter-Mann seinen Strafraum genau wie seine Linie. Und: Dank fünf Jahren Schulunterricht versteht Hradecky Deutsch. „Gebt mir ein halbes Jahr, dann spreche ich es auch perfekt", sagt er.

Überhaupt ist er ziemlich gut gelaunt. Trotz einer Nacht mit wenig Schlaf, einem verschuldeten Elfmeter und Gelb-Roter Karte in der Nachspielzeit, seiner letzten Aktion für seinen alten Arbeitgeber. „Ich bin ein fröhlicher Mensch, wer mir mit einem Lächeln begegnet, dem lächle ich zurück", sagt Hradecky. Er weiß um die große Lücke seines Vorgängers, die er nun füllen muss. „Ich tue alles, um diese Herausforderung zu bewältigen und die neue Nummer eins zu werden."

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