Max Nölke

Student // Journalist, Hamburg

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Artikel

Der seltsame (Ver-) Fall des Körner Blumenpavillons

Die Zeit scheint hier still zu stehen. © Oliver Schaper

Der Laden gehörte mal einer alten Dame, wollen alle gehört haben. Hier überschneidet sich jede der vielen verschiedenen Geschichten zum Schicksal des Blumenpavillons am Körner Hellweg. Es bleibt der einzige gemeinsame Nenner. Seit Monaten steht der Blumenladen leer, die Blumen im Inneren haben sich seither nicht bewegt. Sie sind verstaubt, verwelkt und fristen ein kümmerliches Dasein. So wirklich weiß keiner, was hier passiert ist.


Der Laden gehörte also „'ner alten Dame", so viel wissen wir. Und was geschah dann? Ein Bewohner will etwas davon gehört haben, dass die Frau gestorben wäre und sich fortan keiner mehr für den Laden und die darin verwelkenden Blumen zuständig fühlte. Das Gerücht ist mittlerweile aber sicher in den Aktenschredder gewandert, denn es stimmt nicht.


Gerüchte über Gerüchte

Der Besitzer der Änderungsschneiderei nebenan meint, ihm sei zu Ohren gekommen, die Frau sei in Rente gegangen und habe das Geschäft an eine Kette verkauft. Die sei folglich pleite gegangen.

Der Kellner des griechischen Restaurants Akropolis, das dem Pavillon gegenüber liegt, ist sich der Informationsquelle sicher, ein Niederländer habe das Blumengeschäft gekauft. Dann sei allerdings der Inhaber der Immobilie verstorben und nun stünde der Niederländer da. Mit einem Laden, keinem Inhaber. Und unzähligen vor sich hin vegetierenden Pflanzen.


Ein Friseur zur Rechten des Blumenpavillons weiß, die Frau ist keine Rentnerin, sondern hat ihren Laden verkauft und arbeitet nun in Eving in einem Blumengeschäft. Auch diese Recherche führt jedoch ins Leere. Ganz unrecht hat die Friseurin aber nicht, denn eine ältere Bewohnerin gibt den entscheidenden Tipp. Sie habe gehört, die Frau arbeite in Brackel in der Blumenabteilung vom Edeka. „Eine Frau mit kurzen roten Haaren." Oder arbeitet sie in einem Blumengeschäft im Real in Eving? Für ein Gespräch ist sie jedenfalls nicht zu erreichen.


Auch die Politik versteht es nicht

Der Fall des Blumenpavillons gibt viele Rätsel auf. Die Körner Bewohner wundern sich über die plötzliche Schließung. „Das geschah von einem auf den anderen Tag", erzählt ein Ur-Körner, der eine Straße weiter wohnt. „Man hätte ja wenigstens die schönen Pflanzen retten können." Vor allem Hydropflanzen seien hier beheimatet gewesen. Eine Form der Pflanzenhaltung, bei der die Blumen nicht im Erdreich wurzeln, sondern in wassergefüllten Behältern.


Bezirksbürgermeitser Udo Dammer kann sich genauso wie alle anderen keinen Reim auf die Situation machen. „Das gibt es ja immer wieder, dass Immobilien lange leer stehen, aber ein Blumenladen, in dem die Pflanzen noch stehen. Das ist schon sehr seltsam." Der Laden sei immer gut besucht gewesen. Stünde auch an einer exponierten Stelle. Nun musste sogar eine Rattenplage bekämpft werden. Dieses Problem ist aber immerhin eingedämmt.

Die Immobilie gehört der Stadt Dortmund. Und die einzig gesicherte Information, die Dammer zu haben scheint, ist die, dass Eigentümer und Betreiber nicht identisch sind.

Wieso bleibt die Zeit hier stehen?

Ziemlich wenig Grundlage für eine Auflösung des Rätsels um die Blumen. Die Stadt hat eine Anfrage unserer Redaktion beantwortet, doch viel kann auch sie nicht sagen: „Die Klärung des weiteren Umgangs mit der Immobilie ist zur Zeit Gegenstand mehrerer gerichtlicher Verfahren, daher kann die Stadt Dortmund weitergehende Auskünfte aktuell nicht geben", schreibt die Pressestelle.


Somit ist auch der Betreiber nicht ausfindig zu machen. Die Frage, wieso die Zeit im Körner Blumenpavillon stehen zu bleiben scheint, kann daher noch nicht beantwortet werden. Es wird aber die Zeit selbst sein, die das Ganze früher oder später aufklären kann.

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