Matthias Jundt

Redaktionsvolontär der Mittelbadischen Presse, Offenburg

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Ronja und Eva, beide 16, sind Bergwerksführerinnen in der Grube Wenzel

»Am Anfang war ich schon sehr nervös. Mittlerweile aber nicht mehr«, sagt Eva Wild. Die 16-jährige Schülerin ist, genau wie ihre gleichaltrige Freundin Ronja Mayer, Bergwerksführerin in der Grube Wenzel in Oberwolfach. Beide könnten sich keinen schöneren Nebenjob vorstellen. 

Ronja macht seit gut einem Jahr Führungen unter Tage. »Ich bin schon mit 13 Jahren gefragt worden, ob ich als Guide arbeiten will«, erzählt Ronja. Damals habe sie sich die Verantwortung, die sie für die Besucher hat, nicht zugetraut. Als Hannes Springmann, ein Freund und ebenfalls Bergwerksführer in Oberwolfach, sie vor gut einem Jahr erneut fragte, traute sie sich.

»Ich bin dann spontan mitgekommen und habe einige Führungen mit Hannes gemacht.« Mittlerweile habe sie sich schon bei fast allen anderen Guides angeschaut, wie die ihre Führungen gestalten. Aus ihren Erfahrungen hat Ronja dann ihren eigenen Stil entwickelt.

Touristen aus Israel

»Ich mache auch Führungen auf Englisch« erzählt die 16-Jährige. In diesem Sommer führte sie häufig Touristen aus Israel durch die Grube Wenzel. Die, so erzählt Ronja, würden häufig von zu Hause aus Rundreisen mit dem Leihauto durch den Schwarzwald buchen. Das Besucherbergwerk sei mittlerweile ein fester Bestandteil dieser Touren.

Die Führungen auf Englisch förderten ihr Sprachvermögen, die Fachbegriffe musste sie wie Vokabeln auswendig lernen. Viele Gäste seien auch aus Holland. »Da sprechen die Kinder meist besser Englisch, die Eltern dagegen Deutsch«, erzählt die Gymnasiastin aus Hausach. Sie müsse dann eben zwischen den Sprachen wechseln.

Auch Eva hat schon eine Führung auf Englisch gehalten – aber eher unfreiwillig, wie sie erzählt: »Plötzlich hieß es zu mir, ich solle auf Englisch die Besucher rumführen. Ich kannte die ganzen Fachbegriffe gar nicht. Da habe ich sie einfach vom Deutschen eins zu eins ins Englische übersetzt. Das hat irgendwie funktioniert«, sagt sie und lacht.

Eigenen Stil entwickeln

Die Schülerin macht seit etwa zwei Monaten Führungen in Oberwolfach, Ronja überzeugte sie davon. »Ich habe erst einige Führungen von anderen mitgemacht. Danach habe ich eine Mappe mit allen Infos – Geschichte, Geografie und so weiter – über die Grube bekommen«, erzählt Eva. Mit all diesen Erfahrungen und dem Wissen müsse jeder Guide dann aber seinen eigenen Stil entwickeln.

Neben den Englischkenntnissen, die beide mithilfe der Führungen verbessern konnten, hat das Führen von Besuchern durch das Bergwerk noch mehr gebracht: »Ich bin jetzt auch viel lockerer in der Schule. Zum Beispiel bei Referaten«, verrät Eva. Außerdem, so pflichtet ihr Ronja bei, gingen beide viel offener auf fremde Menschen zu. Und auch für das Thema Bergwerke, Steine oder Mineralien interessierten sich beide stärker.

Ihre Freunde und Eltern fassten den Nebenjob, den beide in der Schulzeit nur am Wochenende ausübten, positiv aus. »Meine Eltern wollen bald auch mal kommen. Bestimmt stellt mein Vater mir dann ganz viele Fragen«, sagt Eva und lacht.

Unterstützend ist auch Bürgermeister Matthias Bauernfeind, erzählen die Bergwerksführerinnen: »Er setzt sich sehr für das Bergwerk ein.« Es gebe neue Prospekte und Eintrittskarten und auch neue Helme, Stiefel und Jacken seien kürzlich gekommen.

Auf der Messe vertreten

Für Eva und Ronja ist die Arbeit in der Grube Wenzel ein richtiger Traumnebenjob. Die Kollegen seien alle sehr nett, man lerne viel Neues und verdiene außerdem gutes Geld (17 Euro pro eineinhalbstündiger Führung) neben der Schule.

Und weil das Bergwerk stets neue Guides jeglichen Alters  brauche, präsentieren sie am Montag, 3. Oktober, ihre Arbeitsstätte auf der Oberrheinmesse in Offenburg an einem Stand.