Mathias Peer

Auslandskorrespondent, Bangkok

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Ferdinand Marcos jr.: Ein Diktatorensohn wird Präsident

Sein Vater machte die Philippinen zu einer Diktatur, in der Tausende Regimegegner getötet und gefoltert wurden - und Milliardensummen aus der Staatskasse verschwanden. Nun bringt Ferdinand Marcos junior die umstrittene Dynastie wieder zurück an die Macht: Der 64 Jahre alte Diktatorensohn ist am Montag zum neuen Präsidenten des südostasiatischen Schwellenlandes gewählt worden.

Inoffiziellen Auszählungsergebnissen von zwei Dritteln der Stimmen zufolge erzielte er mit mehr als 50 Prozent der Stimmen den deutlichsten Wahlsieg seit Jahrzehnten. Seine größte Konkurrentin, Vizepräsidentin Leni Robredo, kam auf nur halb so viele Stimmen.

Für die Philippinen - einen geopolitisch wichtigen Staat, in dem sowohl die USA als auch China um Einfluss ringen - ist das Ergebnis eine historische Zäsur: Marcos ist es gelungen, bei der Mehrheit der Wählerinnen und Wähler den Namen seiner Familie reinzuwaschen, der international lange als Inbegriff von Korruption und Kleptokratie galt.

Im Zentrum stand dabei eine Social-Media-Kampagne, die Kritiker des neu gewählten Präsidenten als gezielte Desinformation brandmarkten. Dem mühsamen und seit Jahrzehnten andauernden Versuch, den Familienclan zur Herausgabe mutmaßlich illegal beschaffter Vermögenswerte zu zwingen, droht nun das Aus.

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