Mathias Peer

Auslandskorrespondent, Bangkok

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Mega-Solarfarm in Australien soll Singapur mit erneuerbarem Strom versorgen

Handelsblatt, 30.3.2022 - Es ist eine Idee, die es so lange gibt, wie Solarzellen an den Dächern hängen: Warum nicht einfach riesige Solarkraftwerke in der Wüste bauen, wo die Sonne fast immer scheint, und den Strom dann von dort in die chronisch bewölkten Ballungszentren im Norden schicken?

Der deutsche Physiker Gerhard Knies machte für diese Vorstellung bereits Anfang des Jahrtausends umfassend Werbung: Er zeigte eine Weltkarte mit einem vergleichsweise winzigen roten Quadrat, das er über einen Teil der Sahara legte. Würde man dort diese Fläche, die wohl in etwa so groß wie Bayern sein sollte, mit Solarzellen bedecken, könnte man damit die globale Stromnachfrage abdecken, erklärte er.

Aus Knies' Vision entstand die Initiative Desertec, mit der Unternehmen wie Siemens, RWE und Eon riesige Mengen an Wüstenstrom erzeugen und damit sowohl Nordafrika als auch Europa versorgen wollten. Realität wurde das ambitionierte Konzept aber bisher nicht. Kosten und technologische Hürden waren lange Zeit zu hoch, um tatsächlich Sonnenenergie vom Äquator über Tausende Kilometer an ihr Ziel zu leiten.

Doch zwei Jahrzehnte nach den ersten Vorschlägen zu dem Sahara-Projekt könnte die Idee nun am anderen Ende der Welt Wirklichkeit werden: Nach den Plänen von privaten Investoren und Behörden könnte der südostasiatische Stadtstaat Singapur bald einen erheblichen Teil seines Stroms von Solarkraftwerken aus dem fernen Australien beziehen.

Das Projekt mit dem Namen Australia-Asia Power Link soll die fünfeinhalb Millionen Einwohner große Finanzmetropole über ein 4200 Kilometer langes Kabel, das größtenteils durch das Meer verläuft, mit dem Norden Australiens verbinden.

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