Mathias Peer

Auslandskorrespondent, Bangkok

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Milliardensummen erbeutet: Indiens Betrugsskandale erschüttern die Kryptowelt

Handelsblatt, 09.03.2022 - Einer der größten Kryptoskandale breitete sich von Indien über die Welt aus. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das boomende Betrugsgeschäft in dem Land.

Bangkok Der Deal war ganz offensichtlich zu gut, um wahr zu sein. Trotzdem hatte Satish Kumbhani keine Probleme, gutgläubige Anleger zu finden. Durchschnittliche Renditen von einem Prozent pro Tag - oder 3700 Prozent jährlich - stellte der indische Kryptounternehmer auf seiner Plattform Bitconnect in Aussicht.

Am Höhepunkt des ersten großen Hypes um Digitalwährungen in den Jahren 2017 und 2018 sammelte er mit diesem Versprechen Bitcoin im Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar ein. Es dauerte nur wenige Monate, bis das dahinterstehende Pyramidensystem kollabierte - und die Investoren ihr Geld verloren.

Ende Februar wurde Kumbhani, der Bitconnect wohl vom indischen Bundesstaat Gujarat aus lenkte, in den USA angeklagt. Ihm wird unter anderem Betrug, Preismanipulation und Geldwäsche vorgeworfen. Würde er in allen Punkten schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 70 Jahre Haft, teilte die US-Justiz mit.

Doch bei der juristischen Aufarbeitung gibt es ein Problem: Die Ermittler haben keine Ahnung, wo sich der 36-Jährige aufhält. Klar scheint aus Sicht der Wertpapieraufsicht SEC lediglich, dass Kumbhani seine Heimat Indien verlassen hat.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den dunklen Teil von Indiens riesigem Tech-Sektor: Das Land, das für Konzerne rund um den Globus zum wichtigsten IT-Outsourcing-Partner geworden ist, nimmt auch eine Spitzenposition ein, wenn es um den weltweiten Onlinebetrug geht. Über Jahre dominierten dabei indische Callcenter-Betreiber, die mit diversen Betrugsmaschen am Telefon ihre Opfer dazu bringen, Geld zu überweisen.

Neues Betätigungsfeld für Kriminelle
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