Mathias Peer

Auslandskorrespondent, Bangkok

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Ukrainekonflikt: Indiens Freundschaft mit Russland bedroht die Asien-Strategie des Westens

Handelsblatt, 23.2.2022 - Die Folgen der Ukrainekrise reichen weit über Europa hinaus: In Asien droht die Eskalation im Donbass einen Keil zwischen die westlichen Staaten und einen ihrer wichtigsten Partner zu treiben. Indien weigert sich vehement, das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verurteilen.


Damit stellt das Land die Indo-Pazifik-Strategie des Westens vor eine große Belastungsprobe. Sowohl die EU als auch die USA müssen sich fragen, ob auf die Regierung in Neu-Delhi wirklich Verlass ist.


Offensichtlich wurden die gravierenden Meinungsunterschiede zwischen dem Westen und Indien, das die Europäer und Amerikaner zuletzt als zentralen Mitstreiter in Asien sahen, in der Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats: Der Vertreter des indischen Außenministeriums drückte lediglich seine Besorgnis über die „Spannungen an der russisch-ukrainischen Grenze" aus. Russlands Entscheidung, Truppen in die von Separatisten kontrollierten Gebiete Donezk und Luhansk zu entsenden, ließ er unerwähnt. Auch eine Forderung nach der territorialen Unversehrtheit der Ukraine war von ihm nicht zu hören.


Indien setzte sich damit klar von anderen westlichen Verbündeten im Indo-Pazifik-Raum ab. Sowohl Japan als auch Australien warfen Russland vor, die Souveränität der Ukraine rechtswidrig zu verletzen. Sie kündigten eine harte Reaktion auf Russlands Anerkennung von Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an.

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