Handelsblatt, 10.2.2022 – Der Frust der Arbeitslosen schlägt in Indien in Gewalt um: Ein Mob aufgebrachter junger Männer stürmt Ende Januar im Norden des Landes die Gleise der staatlichen Eisenbahn - des größten Arbeitgebers des Subkontinents. Die Protestierenden setzen mehrere Waggons eines abgestellten Zuges in Brand. Fotos zeigen dichte Rauchschwaden, die aus den Fenstern nach außen dringen.

Der Zorn über die Jobvergabe des Staatskonzerns in den Bundesstaaten Bihar und Uttar Pradesh löste den Vorfall aus. Im jüngsten Bewerbungsverfahren waren die allermeisten chancenlos: Mehr als zwölf Millionen Kandidaten hatten sich um 35.000 offene Stellen bemüht.

Für Indiens Premierminister Narendra Modi kommt die Wut der Arbeitslosen zu einem brisanten Zeitpunkt. Sie kocht unmittelbar vor den wichtigen Regionalwahlen in Uttar Pradesh hoch, deren Ausgang für die weitere Amtszeit des 71-Jährigen von entscheidender Bedeutung sein dürfte.