Mathias Peer

Auslandskorrespondent, Bangkok

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Artikel

Zensur und Überwachung: Asien verabschiedet sich vom freien Internet

Handelsblatt, 02.02.2022 – Asiatische Regierungen greifen nach der Kontrolle über die Onlinekommunikation. Als Vorbild dient China. Die Entwicklung ist auch für westliche Unternehmen eine Gefahr.


Mitten in ihrer Videokonferenz erscheint ein ebenso prominenter wie ungebetener Gast auf den Bildschirmen der Dissidenten: Es ist der Regierungschef persönlich, der in das Zoom-Meeting von Exil-Oppositionellen platzt. Deren Partei wurde von seinem Regime bereits verboten. Nun macht der Machthaber klar, dass auch Onlinetreffen vor ihm nicht sicher sind. Zwölf Minuten lang dauert der ungewöhnliche Auftritt, den die Regierungspropaganda hinterher als „Warnung an die Rebellen" ausschlachtet.


Der Mann hinter der aufsehenerregenden Aktion vom vergangenen September ist Hun Sen, Dauerherrscher des südostasiatischen Schwellenlandes Kambodscha. Seit 37 Jahren ist er dort an der Macht. Sein autoritäres Regime dehnt er zunehmend auf die digitale Welt aus. Mitte Februar will er dabei einen neuen Meilenstein erreichen. Ab dann müssen alle Datenverbindungen in dem Land über eine zentrale Regierungsschnittstelle laufen. Aktivisten warnen vor einer massiven Verschärfung der Zensur und Überwachung.

Kambodschas Regierung ist mit dem Vorhaben nicht allein: Das freie Internet ist in Asien - der wichtigsten Wachstumsregion globaler IT-Konzerne - auf dem Rückzug.


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