Mathias Peer

Auslandskorrespondent, Bangkok

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Elefantenreiten: Urlaub im Graubereich

Die Zeit – 16.08.2017 – Lun Suksri streichelt über den Rüssel seiner Elefantendame und blickt ihr zufrieden in die großen, dunklen Augen. Mina heißt das Tier, um das sich Lun bereits seit über zehn Jahren kümmert. Für den 60 Jahre alten Thailänder ist sie weit mehr als nur ein Haustier: Mina ist ebenso Einkommensquelle wie Altersvorsorge - und dabei offenbar ein gutes Investitionsobjekt. Lun kaufte Mina, als sie noch klein war: 650.000 Baht, umgerechnet fast 17.000 Euro, bezahlte er dem Vorbesitzer. Inzwischen seien Elefanten weit mehr als das Doppelte wert, schwärmt Lun, während sich seine Mina im Dschungel im Norden Thailands an einem Baum reibt.

Dass Elefanten in Thailand teurer sein können als ein 3er-BMW in München, liegt an ihrem enormen wirtschaftlichen Potenzial: Sie sind eine der Hauptattraktionen der thailändischen Touristenindustrie. Jeder dritte Besucher des Landes will mit Elefanten in Kontakt kommen oder hat das bereits hinter sich, zeigt eine Umfrage der Tierschutzgruppe World Animal Protection (WAP). Die Organisation schätzt, dass in dem Land mehr 2.000 Elefanten im Einsatz sind, um die Nachfrage der Urlauber zu bedienen - so viele wie in keinem anderen Land der Welt.

Was für die Besitzer ein gutes Geschäft ist, kritisieren Tierschützer seit einigen Jahren stark: Elefantenreiten sei die grausamste Tierattraktion der Welt, sagen die Tierschützer von WAP. Die Aktivisten von Peta sprechen von einer lebenslangen Qual für die Elefanten, auf denen geritten wird oder die in Shows einstudierte Tricks vorführen. Mehr als 100 Reiseveranstalter - darunter Thomas Cook und TUI - haben solche Angebote schon aus den Katalogen gestrichen. Auch das Reiseportal TripAdvisor will Tickets dafür nicht länger verkaufen. Die WAP-Aktivisten feiern das als Sieg: "Elefanten sind Wildtiere, keine Entertainer."

Doch die einfachen Botschaften verschleiern ein komplexes Problem. Dass die Lebensbedingungen der Tourismuselefanten nicht artgerecht sind, ist unter Fachleuten unumstritten. Das Problem ist aber: Auch wenn kein einziger Urlauber künftig mehr Geld für diese Angebote zahlt, wird es den Tieren wohl kaum besser gehen - im Gegenteil.


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