Mitten in der Ostschweiz sind immer mehr Hänge im Hochgebirge seltsam gelbbraun, manches Bachbett metallisch verfärbt. Die rätselhaften Hinweise eines Hüttenwirts führen auf die Spur auftauenden Permafrosts, hin zu Schwefelsäure und Schwermetallen. Und zur nicht abschließend beantwortbaren Frage: Bringt der Klimawandel inner- und außeralpin nicht nur ein Versiegen vieler Wasserreserven, sondern auch noch eine „Giftstoff-Spende" aus den Gipfelregionen?
Was aus dem Bergbau bekannt ist, passiert auch im Hochgebirge - dort, wo zum Beispiel Granit vorkommt: Schwefelhaltiges Gestein verwittert stark (Auslöser ist antauender Permafrost). Schwefelsäure entsteht und löst Spurenelemente, die talwärts in Seen und Bächen landen.
Das meiste bleibt unsichtbar. Aber das Aluminium fällt teils krass ins Auge. Wie auf dem Titelfoto. Als sogenanntes Hydroxysulfat kreiert Aluminium „weiße Bäche" - sichtbares Signum unsichtbarer Vorgänge, die Forscher endlich genauer unter die Lupe nehmen.
Spurensuche in der SchweizZugtunnel, Viadukte, Schleifen wie bei einer Bilderbuch-Modellbahn: Die Rhätische Bahn ist auf der Albulastrecke das schönste und umweltfreundlichste Mittel, um ins Val Bever zu gelangen. Talaufwärts liegt die Jenatsch-Hütte 2.672 Meter über Meereshöhe. Allerdings bei Ankunft in einem ungemütlichen Wolkenmeer.
Anderntags strahlt die Sonne in den Frühstücksraum, wo beglückte Hüttengäste zum Aufbruch drängen. Der Raum hat Fenster gen Süden, in ein einladendes Trogtal. Aber vorne an der Talöffnung sieht der Berg irgendwie krank aus: Ockergelbe und braune Schattierungen ziehen sich entlang des Piz Traunter Ovas.
Die Flanken des Bergs gleichen großflächigen schorfigen Wunden. Was hat bloß der Traunter? Der Hüttenwirt meint, es habe mit Schwefel zu tun. Und Wissenschaftler seien „da schon dran".
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