Da Kinder schnell aus ihren Kleidern wachsen, müssen Eltern ihnen immer wieder neue kaufen. Der Kaffeehändler Tchibo bietet jetzt Baby-Textilien zum Leihen an. Ökologisch sinnvoll, denn unsere Kleidung verursacht in der Produktion jede Menge Dreck.
Eltern können z.B. eine Jacke für vier Euro oder ein T-Shirt für zwei Euro im Monat mieten. Wenn der Kaufpreis erreicht ist, gehört dem Mieter das Kleidungsstück. Wenn er es vorher nicht mehr braucht oder es kaputt ist, schickt er es zurück, worauf es gereinigt, aufbereitet und an die nächste Familie versendet wird. Für Verbraucher entfallen zeit- und kostenaufwändige Faktoren wie Weiterverkauf oder Instandhaltung. Außerdem können sie einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, schließlich verbraucht die Produktion von Kleidern wertvolle Ressourcen wie etwa Wasser. Umweltschützer dürfte das Verleihmodell daher freuen.
Kai Nebel von der Fakultät Textil und Design an der Hochschule Reutlingen rechnet vor, wie viele Ressourcen zur Herstellung einer durchschnittlichen Baumwoll-Jeans gebraucht werden. Je nachdem wo die Baumwolle dafür angebaut werde, würden 6.000 bis 30.000 Liter Wasser pro Kilo gebraucht, sagt er. Bis zu 15 Kilogramm CO2 entweichen bei der Herstellung einer Jeans in die Atmosphäre. Außerdem fallen für jede Jeans noch an: „Circa 500 bis 600 Gramm Chemikalien. Also Farbstoffe, Salze, Hilfsmittel, und so weiter, was alles notwendig ist. Und Arbeitskraft, sind ja auch Ressourcen. Außerdem hat man Emissionen wie Abluft und Abwasser. Es ist also eine enorme Menge für 800 Gramm Jeans, was man braucht." Hinzu komme laut Nebel noch, dass eine Jeans im Schnitt 30.000 Kilometer unterwegs sei, bis sie bei uns auf dem Ladentisch liege.
Schadstoffbelastung verringernNach Informationen des Umweltbundesamtes entfallen etwa 25 Prozent der weltweit ausgebrachten Insektizide auf den Anbau von Naturfasern wie Baumwolle. Um Chemiefasern wie Polyester herzustellen, wird demnach fast ein Prozent des weltweit geförderten Erdöls verbraucht. Berndt Hinzmann vom Inkota-Netzwerk und der Kampagne Saubere Kleidung kritisiert, dass in der Modeindustrie oft auf Schnelllebigkeit und billige Ware gesetzt wird. Die Wertschätzung der Kleidung und der Arbeit, die in der Herstellung steckt, sei so verloren gegangen.
Um die Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort - zum Beispiel in Bangladesch und China zu verbessern - komme es jetzt darauf an die Schadstoffbelastung bei der Herstellung zu verringern und nachhaltiger zu machen. Die Idee, Kleider zu vermieten und so die Nutzungsdauer zu erhöhen, gehe in die richtige Richtung, meint Berndt Hinzmann: „Es gibt gerade auch in dem Bereich Berufsbekleidung oder weiße Wäsche viele Unternehmen, die da schon ein eigenes Businesskonzept haben und das läuft ja ganz gut. Also dass da Textilien gemietet werden, dass sie wieder instand gesetzt werden. Somit ist das auch nachhaltig, weil letztlich die Ressourcen, die drin stecken - nicht nur die Chemikalien, auch die Fasern - länger genutzt werden und damit langlebig werden. So wird überhaupt erst eine Qualität vorausgesetzt, die langlebig ist."
"Wenig kaufen, lange tragen"Kai Nebel von der Hochschule Reutlingen gibt Verbrauchern mit auf den Weg, dass auch sie einen Einfluss darauf haben, wie ihre Kleidung nachhaltiger wird: „Der Schlüssel ist sicher eine lange Nutzungsdauer. Wenig kaufen, lange tragen und wenn sie mir nicht mehr gefällt, dann wirklich weitergeben. Wir haben viel zu viel Kleidung im Schrank hängen, die nicht genutzt wird. Und wenn man dem den Material- und Energieverbrauch gegenüberstellt, dann ist die Bilanz natürlich ziemlich tragisch."
Sendung: hr-iNFO, 23.1.2018, 6.10 Uhr