1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Kendo: Der Weg des Schwertes [Artikel]

Stand: 13.03.2022 10:00 Uhr

Konstantin Pogge aus Kiel betreibt leidenschaftlich gern Kendo. Das ist ein historischer Kampfsport aus Japan. Im Sommer will der 21-Jährige seine Meister-Prüfung beim Deutschen Kendobund absolvieren.

von Marlon Kumar

Freitagabend, kurz vor 19 Uhr in der Turnhalle der Max-Planck-Schule in Kiel: Konstantin Pogge ist konzentriert. Behutsam holt er die traditionelle Robe aus der Sporttasche und bindet sie gekonnt mit einer Schleife am Rücken fest. Für die nächsten zwei Stunden verwandelt er sich in einen japanischen Schwertkämpfer. Konstantin ist beim Kendo-Training vom Kieler Verein Ken-Dojo.

Kendo als Philosophie

Seit mittlerweile fünf Jahren folgt der 21-Jährige dem Kendo - dem Weg des Schwertes. Im Sommer möchte er eine Prüfung beim Deutschen Kendobund ablegen. Das Ziel: vom obersten Schüler- in den untersten Meistergrad aufsteigen. Dabei ist auch das saubere Ausführen der Etikette wichtig, denn Kendo ist mehr als nur Schwertkampf. Es sei eine Philosophie, erklärt Konstantin: "Im Kendo gilt allgemein das Reiho, die Höflichkeitsform. Dazu gehört auch, dass man sich - bevor man die Halle betritt - leicht verbeugt, auch vor dem Gegner." Es gehe um Respekt vor dem Gegenüber, vor einem selbst, der Rüstung und allem, was dazu gehört. Kendo hat seinen Ursprung bei den japanischen Samurai.

Liebe zur japanischen Kultur

Konstantin kniet sich sanft auf das knarzende Linoleum. Er hält kurz inne und legt dann sachte seine Rüstung an: Lendenschurz (Tare), Bauchteil (Do), Handschuhe (Kote) und Kopfschutz (Men). Die Abläufe wirken ritualisiert, jede Bewegung erfolgt mit Präzision. Dann zieht er das Bambusschwert (Shinai) aus einem gold-braunen Köcher mit Paisleymuster und legt es vorsichtig neben sich ab. Basketball und Rudern habe er vorher ausprobiert, sagt er. Das sei aber nichts für ihn gewesen. Kendo habe er durch Zufall entdeckt und sei dabei geblieben: "Selbstkontrolle, Selbstbeherrschung, Respekt gegenüber anderen Leuten - das sind alles Dinge, gerade als ich angefangen habe mit 15/16 Jahren. Das war eine Zeit im Leben, in der man sowas gut gebrauchen kann. Das hat mir Halt gegeben", sagt Konstantin. Außerdem hatte er schon immer eine Liebe zur japanischen Kultur.

Geistige und körperliche Entwicklung

In der bevorstehenden Prüfung muss Konstantin zeigen, dass er sich auf geistiger und körperlicher Ebene entwickelt hat. Die Etikette beherrscht er tadellos. Beim freien Schwertkampf mit Partner gilt es, den Gegner in verschiedenen Zonen zu treffen - beispielsweise Kopf, Hände oder Bauch. Im Training gibt er bei jedem Angriff einen schrillen Schrei von sich: den Kiai. Dieser soll die innere Spannung kanalisieren. Jeder Treffer muss mit einem Kiai einhergehen, sonst ist er ungültig. Die Treffer an sich seien nicht prüfungsrelevant, sagt Konstantin. Vielmehr ginge es um Technik, Haltung und Ausführung der Angriffe. Er fokussiert seinen Gegner und hebt langsam das Schwert. Seine Bewegungen wirken einstudiert und elegant. Dann prescht er schreiend nach vorn - Kopftreffer.

Trainer ist zufrieden

Betreut wird Konstantin von seinem Trainer Werner Lenz. Der 72-Jährige ist Vorsitzender des Kieler Vereins Ken-Dojo und mit seinem Schützling zufrieden: "Konstantin macht einen guten Eindruck. Auf dem Level schafft er das. Klar, man braucht eine gewisse Vorbereitung wie zu jeder Prüfung. Aber das, was gezeigt werden muss, das bringt er mit." Der Kampf und das Training sind vorbei. Konstantin verneigt sich vor dem Gegner und zieht den Helm ab. Er wischt glitzernde Schweißperlen von der Stirn und lächelt matt. Für die Prüfung hat er noch ein paar Wochen Zeit. Für Kendo sein ganzes Leben. Den Weg des Schwertes will er nicht mehr verlassen.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 12.03.2022 | 19:30 Uhr
Zum Original