Den wollen sich Bettina Prem und Marcus Tremel mal genauer ansehen. Der silberfarbene Opel hat sich in den Augen der beiden Polizisten verdächtigt gemacht. Prem verfolgt den Wagen. Bergrunter, Linkskurve, an einem Müllcontainer vorbei, noch eine Linkskurve - derweil hantiert ihr Kollege auf dem Beifahrersitz an einer Fernbedingung. Tremel drückt einen Knopf.
Augenscheinlich passiert nichts, zumindest für die beiden nicht sichtbar. Aber oben auf dem Dach des nagelneuen Dienstfahrzeuges der Nabburger Polizei leuchtet - für den Vorausfahrenden im Rückspiegel gut erkennbar - „Stop Polizei" auf. Außerdem blitzt immer wieder ein rotes Licht auf - Teil eins der neuen Anhaltesignale, mit denen als erster Wagen der Oberpfalz der neue Nabburger 5er-BMW ausgestattet ist.
Das neue Signal ist die halbe Antwort, auf ein Problem, das die Polizei ausgemacht hat. „Viele Verkehrsteilnehmer schauen nicht in den Spiegel", sagt Günter Vierl, Leiter der Polizeiinspektion Nabburg. Bisher hatten Polizisten in Bayern in einem solchen Fall zwei Möglichkeiten. Erstens: Überholen und mit der „Kelle" winken - was meist recht gefährlich ist. Oder zweitens: das Martinshorn einschalten - was zu Missverständnissen führen kann, weil dies laut Straßenverkehrsordnung das Signal ist, den Weg für Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen frei zu machen.
Wie in amerikanischen Krimis
Der Fahrer des Opels hält immer noch nicht an - Zeit für Teil zwei der neuen Signale, mit denen zu Testzwecken aktuell in Bayern rund 100 Fahrzeuge ausgestattet werden. Tremel drückt eine zweiten Knopf. Doch was ist das? Statt des landläufig bekannten Martinshorns ertönt ein durchdringender, jaulender Ton - genannt „Yelp". Der Fahrer des Opel blickt auf. Diesen Ton kennt auch er bisher nur aus amerikanischen Fernsehserien. Er sieht den Streifenwagen im Rückspiegel, setzt den Blinker und hält an.
So oder zumindest so ähnlich stellen es sich Polizisten im gesamten Freistaat demnächst vor, wenn sie jemanden im fließenden Verkehr anhalten müssen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte die neuen Signale Anfang des Monats in München vorgestellt. „Das System wird nun erprobt. Ende April wird es dann einen Erfahrungsbericht geben", sagt Albert Brück, Pressesprecher des Oberpfälzer Polizeipräsidiums. Er saß gerade noch im besagten Opel. Denn aus rechtlichen Gründen konnte die Szene für unsere Zeitung lediglich auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei nachgestellt werden.