Meinungen werden von geografischen Positionen beeinflusst. Je nachdem wo wir leben, diskutiert unser Umfeld über andere Themen und Kontexte. Je nachdem wo wir wohnen, sehnen wir uns nach anderen Veränderungen. Küste oder Landesinnere, Dürre oder Dauerregen, Bevölkerungsdichte und Landesgröße, all das sind Faktoren, die uns und unsere Sichtweise beeinflussen.
Jede geografische Position in Europa bringt ihre eigenen Spezifika mit sich: Die deutsche, dass Deutschland nur im Norden an das Meer grenzt und ausschließlich von EU-Mitgliedern umgeben ist. Die britische, dass Großbritannien vom Meer eingeschlossen ist und damit nur eine Landesgrenze hat: zwischen Nordirland und der Republik Irland. Die spanische, dass der afrikanische Kontinent viel näher als die meisten Länder Osteuropas ist, und die polnische, dass Russland viel näher als die iberische Halbinsel ist.
Wir reden viel und gerne über die Reisefreiheit, die die EU uns ermöglicht, und über den Schengen-Raum, innerhalb dessen wir Grenzen überqueren, ohne sie zu bemerken. Manchmal reden wir auch noch über die Eurozone, innerhalb derer wir mit einer einzigen Währung bezahlen können. Seltener reden wir über die Linien, an denen nicht nur der Schengen-Raum und die Eurozone, sondern auch die EU selbst enden. Die Europäische Union in ihrer Komplexität zu begreifen, ist nicht einfach, aber man kann versuchen, sich der europäischen Idee zu nähern - zum Beispiel dort, wo sie zumindest auf der Weltkarte endet: an den Außengrenzen der EU [...]