Berlin/Betzendorf. Florian Felske macht Fahrräder flott. Und das im wörtlichen Sinne: Der Elektromaschinenbauer aus Betzendorf im Landkreis Lüneburg baut die Drahtesel seiner Kundinnen und Kunden zu individuellen E‑Bikes um. Sein Antrieb: Nachhaltigkeit und Klimaschutz. „Ich habe lange in der Industrie gearbeitet und viel Verschwendung gesehen." Ausschussware und fehlerhafte Bauteile seien einkalkuliert. Das frustrierte ihn. Felske stieg aus und gründete seinen eigenen Handwerksbetrieb.
Der Laden läuft. Felskes Erfahrung spiegelt sich auch im bundesweiten Trend wider. Statista zufolge „erreichte der Bestand an E‑Bikes im Jahr 2022 mit insgesamt rund 9,8 Millionen Fahrrädern einen neuen Höchststand. Im Jahr 2021 wurde der Bestand an elektrisch unterstützten Fahrrädern noch mit rund 8,5 Millionen beziffert." Und: Der Aufwärtstrend soll sich fortsetzen, so die Prognose.
Der Grund: Nicht nur Menschen über 60 Jahre, sondern auch Jüngere legen sich inzwischen verstärkt E‑Bikes zu. Steigungen und längere Wege lassen sich mit Unterstützung leichter bewältigen, Kinder und Lasten bequemer transportieren. Für das Klima, die innerstädtische Mobilität und die persönliche Fitness ist das gut. Und bei Strecken bis zu zehn Kilometern sind E‑Bikes oft das schnellste Verkehrsmittel in der Stadt.
Auf die Langlebigkeit des E‑Bikes achtenAllerdings bringt der Trend zum E‑Bike auch Probleme mit sich, wie Florian Felske beobachtet. Zu ihm kommen immer mehr Menschen, die auf eine Reparatur ihres E‑Bikes hoffen, das sie woanders gekauft haben. Er begebe sich auch gern auf Spurensuche nach der jeweiligen Ursache, sagt Felske: „Aber manches ist einfach nicht machbar." Vor allem bei Billigrädern aus dem Discounter oder dem Baumarkt stößt Felske an seine Grenzen. Sie seien anfälliger für Fehler. „Aber natürlich kann überall mal eine fehlerhafte Platine eingebaut werden."
Felske erlebt das, was Verkehrsverbände wie der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) oder der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) seit Jahren anmerken: Durch das Fahren von E‑Bikes Geld einzusparen und das Klima zu schützen ist vor allem dann möglich, wenn die Lebensdauer der Räder verlängert wird. So forderte der VZBV bereits vor zwei Jahren in einer Mitteilung „gesetzliche Vorgaben für klimaverträgliche Mindestanforderungen an die Langlebigkeit von E‑Bikes, den Ressourcenschutz bei Elektrofahrrädern sowie Informationen über den Zustand des Akkus".
„Bei der Reparatur von E‑Bikes ist es ähnlich wie bei Autos. Es gibt typoffene Werkstätten und solche, die sich auf einen bestimmten Hersteller spezialisiert haben", sagt Annika Meemken, Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätsbildung beim VCD. Mit Blick auf die Langlebigkeit von E‑Bikes empfiehlt sie, sich zuvor genau zu informieren, welches Fahrrad bei welchem Händler gekauft wird. Welche Hersteller haben in der Nähe eine Vertretung? Gibt es Werkstätten in der Nähe, die das jeweilige E‑Bike reparieren können? Manche Hersteller holen die Räder auch zur Reparatur bei den Kunden zu Hause ab. Meemken beobachtet, dass das inzwischen auch bei manchen Discountern angeboten wird. Andere bieten einen - kostenpflichtigen - Wartungsvertrag an. Darauf gelte es im Vorfeld zu achten und eben nicht einfach das billigste Fahrrad zu kaufen. „Das Rad sollte zudem Probe gefahren werden können, damit es auch genau passt." Und wenn dann doch eine Reparatur notwendig ist? „Dann prüft man am besten von zu Hause aus erst mal, bei welcher Werkstatt das möglich ist", rät Meemken.
Reparatur von Baumarkträdern kann schwierig werden„Wenn die Werkstatt nur die Technik für Bosch-Motoren hat, kann sie keine Modelle mit Shimano-Motoren warten. Deshalb empfehlen wir auch immer dringend, Elektroräder immer beim Fachhandel in der Nähe zu kaufen, um den Service sicherstellen zu können", betont ADFC-Technikexperte René Filippek. Und ergänzt: „Wenn man in einer normalen Werkstatt einen Service machen lassen will, kann dort in der Regel nur die Mechanik behandelt werden, weil die verbaute Elektronik häufig im Fachhandel nicht zu finden ist." Manche Werkstätten weigerten sich auch, Räder aus dem Baumarkt zur Reparatur anzunehmen. Zudem komme es vor, dass nach ein paar Jahren manche Ersatzteile oder Akkus nicht mehr erhältlich sind. Auch das sei ein Grund, sich an den Fachhandel zu wenden.
Wie auch der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert der ADFC, dass Elektrofahrräder in die Regulierung des EU-Ökodesigns aufgenommen werden, um Reparierbarkeit und Ersatzteilversorgung über viele Jahre sicherzustellen.
Die Stiftung Warentest hat aktuell E‑Bikes getestet und kommt zu dem Fazit: Gute E‑Bikes für den Stadtverkehr gebe es ab 2600 Euro. Und auch Felske rät, nicht auf Billigprodukte zu setzen. „Wenn man ein gutes Fahrrad und einen guten, langlebigen Motor haben will, dann geht das nur ab einem bestimmten Preis", sagt der Handwerker. Zu Beginn mehr Geld für ein gutes Fahrrad auszugeben, rechne sich auf Dauer, betont er. Dazu sagt der VZBV: „Kaufentscheidungen für haltbare Produkte und deren lange Nutzung bergen ein enormes finanzielles Einsparpotenzial für Verbraucherinnen und Verbraucher." Berechnet wurde das inklusive der Kosten für Reparaturen. Ein großer Secondhandmarkt für E‑Bikes hat sich laut VZBV aktuell noch nicht etabliert.