Marie-Luise Braun

Journalistin, Dozentin, Autorin, Moderatorin, Reppenstedt/Lüneburg

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Den Dienstwagen mit eigenem Solarstrom betanken - lohnt sich das?

Ulrike und Jürgen Gede aus Reppenstedt bei Lüneburg (Niedersachsen) mit der Steuerzentrale ihrer Stromanlage. © Quelle: Marie-Luise Braun

Den Dienstwagen mit eigenem Solarstrom betanken - lohnt sich das?

Die Besteuerung von Dienstwagen gilt als umweltschädigende Subvention, weil sie das Autofahren fördert. Manche Dienstwagenfahrenden jedoch setzen sich eine Solaranlage aufs Dach, um auch ihr Auto zu laden. Jürgen Gede aus Reppenstedt ist einer von ihnen.

Seinen Dienstwagen - einen SUV-Hybrid - fährt Jürgen Gede schon seit drei Jahren. Eigentlich, so erzählt der Vertriebler aus Reppenstedt bei Lüneburg, hätte er gern ein reines Elektroauto gewählt. Aber sein Arbeitgeber sei damals überzeugt gewesen, dass die Technik für weite Fahrten noch nicht ausgereift sei.

Allerdings ermutigt auch die bisherige Förderung Unternehmen, Plug-in-Hybride zu nutzen. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ergibt sich daraus ein Nachteil fürs Klima: Denn Dienstwagen werden nur zu 11 bis 15 Prozent elektrisch genutzt. Wobei mehr als 70 Prozent der Käufer von Plug-in-Hybriden Firmenkunden sind. Manch einer nutzt die elektrische Variante aus Bequemlichkeit gar nicht. Vor allem dann, wenn der Arbeitgeber die Tankrechnung komplett bezahlt.

Kurze Strecken immer elektrisch

Gede gehört nicht zu den Hybridfahrern, deren Ladekabel bis zur Abgabe des Fahrzeugs unbenutzt im Kofferraum liegt. Der Vertriebler sagt, er fahre kurze Strecken immer elektrisch. Erst auf der Autobahn steigt sein Fahrzeug automatisch um auf Benzin. Im Unternehmen und zu Hause lädt er sein Dienstauto über eine Wallbox auf. Damit er dafür im eigenen Haus genug Strom erhält, hat er seine private Solaranlage im Sommer 2022 erweitern lassen. Angeregt wurde er dazu von einem Nachbarn, der sich wegen der Energiekrise schlaugemacht hatte. „Ich habe gefragt, was er da macht, und dann wollte ich das auch", sagt er über die kleine Konkurrenz am Gartenzaun.

18 Paneele zieren jetzt das Hausdach der Familie Gede. Jürgen Gede zückt sein Smartphone, auf dem er laufend Leistung und Verbrauch abrufen kann. Die Größe der Solaranlage beziffert er mit 6,7 Kilowatt Peak. In den ersten zwei Monaten hat die Anlage 1233,24 kWh erzeugt, verbraucht wurden von der dreiköpfigen Familie 420,88 kWh. Der Überschuss wurde ins Netz eingespeist, dafür gibt's für neue Anlagen 8,2 ct/kWh.

Ein eigenes Messgerät für den Dienstwagen

Für das Betanken seines Dienstwagens mit der privaten Solaranlage haben die Gedes eine zusätzliche Uhr an ihrer Wallbox installieren lassen. So kann der Verbrauch für den Dienstwagen exakt abgelesen werden. „Ich bekomme für die Kilowattstunden, die ins Auto gehen, so viel, wie ich meinem Stromanbieter zahlen würde", erläutert Jürgen Gede. Das sind 33 Cent.

Künftig wird nicht nur sein Dienstwagen zu Hause an der Steckdose hängen. Denn auch Ulrike Gede wird bis Ende Dezember auf ein Elektroauto umsteigen. Das ist kein Dienstwagen und dennoch zeitlich und finanziell die günstigste Variante, um nach Hamburg zu kommen, wo Ulrike Gede die Hälfte ihrer Arbeitszeit tätig ist.

Den Rest verbringt sie im Homeoffice. Bislang fuhr sie mit dem Zug nach Hamburg. Doch jetzt hat ihr Arbeitgeber den Standort gewechselt, sie muss weiter fahren, die Verbindungen mit Bahn, Bus oder U-Bahn auf die andere Seite der Stadt sind schlecht. Also sollte es auch ein E-Auto für Ulrike Gede sein. Und weil deren Anschaffung nur noch bis Ende des Jahres mit 10.000 Euro gefördert wird, sollte es schnell gehen. „Weil wir die Technik testen wollten, haben wir das Auto für vier Jahre geleast", sagt sie.

Für die Anschaffung der Solaranlage hat die Familie keine Förderung beantragt. „Sie hat 20.000 Euro gekostet, inklusive Batteriespeicher", sagt Jürgen Gede. Der habe eine Kapazität von 7,7 kW, sei aber leider noch nicht eingetroffen. „Die aktuellen Energiepreise zugrunde gelegt, rentiert sich unsere Anlage nach 17 Jahren", ergänzt Ulrike Gede.

Auf dem Dach ist noch Platz für weitere Solar-Paneele

Sobald das Auto da ist, wird sich die Familie noch ein bisschen besser koordinieren müssen. Denn wenn die Autos an der Steckdose hängen, dürfen Elektrogeräte wie die Waschmaschine nicht laufen, um den Ladeprozess nicht zu verlangsamen. Aber das sei problemlos machbar, befinden die beiden. Zudem haben die Gedes noch einen Joker im Gepäck: Auf ihrem Dach ist Platz für weitere Solarpaneele.

Wolfgang Schröder beobachtet, dass sich inzwischen mehr Fahrer von E-Autos eine Solaranlage aufs Dach setzen lassen: „Eine eigene Fotovoltaikanlage ist die günstigste Möglichkeit, Solarstrom zu nutzen", erläutert der zertifizierte Sachverständige für Fotovoltaikanlagen und Autor des Buchs „Photovoltaik und Batteriespeicher. Planung, Technik, Kosten, Förderung" (herausgegeben im Jahr 2021 von der Stiftung Warentest).

„Das, was aufs Dach raufgeht, sollte man auch belegen", rät er Menschen, die überlegen, eine PV-Anlage installieren zu lassen. Zum einen, weil die Installationskosten bei kleinen Anlagen im Verhältnis teurer sind als bei großen. Zum anderen, weil Strom, der über den eigenen Bedarf hinausgeht, ins Stromnetz eingespeist werden kann. Und: „Je größer die Anlage, desto flexibler bin ich bei der Anwendung", ergänzt der Experte. Man müsse sich dann weniger überlegen, ob gerade das Auto aufgeladen oder die Waschmaschine angestellt werden kann.

Kaum noch Förderprogramme für Stromspeicher

Allerdings: Aktuelle Fördermaßnahmen, insbesondere für Stromspeicher, gibt es kaum noch. Nach wie vor aber können Kredite für energieeffizientes Bauen bei der KfW beantragt werden. Es lohne sich aber, sich bei der Verbraucherzentrale nach Förderprogrammen zu erkundigen. „Es gibt zum Teil sehr kurzlebige Förderprogramme, die zum Teil schnell ausgeschöpft sind", sagt Schröder.

Wichtig sei in jedem Fall, zunächst die Unterstützung zu beantragen und erst nach der Zusage die Installation der PV-Anlage zu beauftragen. Das bedeutet, bei der Planung zweigleisig zu fahren: „Man muss ja wissen, was man installieren kann, um dafür dann die entsprechenden Mittel beantragen zu können", so Schröder.

Er empfiehlt bei der Planung einer Anlage den Rendite-Rechner der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie. Sie bewertet nach der Eingabe verschiedener Parameter den Zusammenhang von Wirtschaftlichkeit und solarer Deckung, PV-Anlage, Speicherkapazität und Elektrofahrzeug einer privaten PV-Eigenversorgungsanlage. Die Stiftung Warentest ermittelt mit einem ähnlichen Rechner die Rendite einer privaten Anlage.

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