Das rein mechanische System besteht aus Stahlseilen, die die Lenksäule und die vorderen Sicherheitsgurte über Umlenkrollen mit dem Motorblock verbinden. Bei einem Frontalaufprall wird der Motorblock zwischen den Vorderrädern hindurch in Richtung der Fahrgastzelle geschoben.
Gleichzeitig werden mithilfe der Umlenkrollen die Sicherheitsgurte gestrafft; die Lenksäule wird vom Fahrer weggezogen. Hierdurch sollte vor allem das Risiko schwerer Kopfverletzungen durch Aufschlagen auf das Lenkrad gemindert werden.
Nachteile der Stahlseil-Mechanik Procon-ten
Bei einem Frontalaufprall wird das Lenkrad vom Fahrer weggezogen. In Bruchteilen von Sekunden verändern Motorblock, Getriebe und Lenkrad ihre Position. Durch die enorme Kraft, die in dieser kurzen Zeit auf das Lenkrad und den Motorblock einwirkt, können sich gerade größere Fahrer die Knie verletzen. Bei einem Frontalaufprall mit mehr als 45 km/h wird außerdem der Fußraum um ca. 40 % verkleinert.
Enorme Kräfte wirken auch auf die Gurte, die Fahrer und Beifahrer während des Aufpralls zurückhalten. Die Zugkräfte sind so stark, dass sich die Fahrgastzelle verformt und sich nach einem Unfall unter Umständen die Türen nicht mehr öffnen lassen. Ein Fahrzeug, bei dem Procon-ten aufgrund eines Frontalaufpralls zum Einsatz kam, ist danach mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Totalschaden: Die mit den Stahlseilen verbundene Teile wie Getriebe, Armaturenbrett, Schweller, Lenkung und Motorblock waren nach einem Unfall zerstört oder zumindest schwer beschädigt.
Auch Procon-ten kann Leben retten
Noch in den frühen 1990er-Jahren zogen viele Käufer Procon-ten dem Airbag vor. Der Airbag war in den Anfangsjahren sehr teuer. Darüber hinaus zweifelten Käufer an der neuen Technik. In meinem Audi V8 4.2 von 1992 ist beispielsweise kein Airbag verbaut, sondern nur Procon-ten. Offenbar hatte der Käufer den Airbag eigens abbestellt. Und auch wenn Procon-ten heute längst von sensorgesteuerten Airbags abgelöst wurde, so konnte auch das rein mechanische System aus Stahlseilen Leben retten.
Gerade bei Fahrzeugen aus den 1980er-Jahren sollte ein Airbag regelmäßig gewartet werden. Öffnet dieser nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät, kann sich der Fahrer bereits verletzen. Öffnet er gar nicht mehr, weil etwa die Batterie zur Auslösung des Gas-Sprengsatzes oder die pyrotechnischen Treibmittel ihren Dienst quittiert haben, ist die Verletzungsgefahr deutlich größer als mit diesem ausgeklügelten mechanischen Seilzugsystem.
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