Marcus Jordan

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torial Blog | Krautreporter ja bitte...

Kampagne Krautreporter

Achtung jetzt kommt Werbung! Heute haben die Krautreporter gefragt, wer ein zweites Jahr Mitglied sein möchte. Warum ich das dann doch gerne mit ja beantwortet habe...

Ich sollte vorab erwähnen, dass ich mit einigen Krautreportern und Ex-Krautreportern, freundschaftlich kollegial verbunden bin, keine Spur von Neutralität also. Die August-Schwingenstein-Stiftung gGmbH, deren Geschäftsführer ich bin, hat übrigens auch finanziell dabei geholfen, die Internationalisierung von " Write-that-down ", also dem ehemaligen Krautreporter-Crowdfunding zu stemmen.

Sebastian Esser schrieb in der Mail, die ich heute (fuckin´ endlich!) von den Krautreportern bekam:

"Es gibt aber auch die, die uns scheitern sehen wollen. Die nach wenigen Monaten schon zu wissen glauben, dass unabhängiger, werbefreier Journalismus, finanziert nur von seinen Lesern, eine Illusion ist. Denen würde ich sehr gern das Gegenteil beweisen..."

Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ein paar, die gerne wollen, dass Krautreporter scheitert, mag es schon geben. Ansonsten verbuche ich die Aussage mal unter "Polarisierung aus Marketinggründen". Neid mag schon eine Rolle spielen, persönliche Mimositäten ganz sicher auch. Aber auf das Gros der vielen Facebook-Posts und Blogbeiträge, die in meinem Netz in den vergangenen Tagen ihre Abkehr von den Krautreportern erklärt und manchmal auch zelebriert haben, trifft das sicher nicht zu. Neben viel blutleerer Analyse, geschmäcklerischer Kritik ("der Name ist sooo doof!"), etwas Schadenfreude und ganz viel ziemlich dreister Besserwisserei, habe ich viel echte Enttäuschung wahrgenommen, und es gab genug nicht eingehaltene Zusagen, ungeschickte Kommunikationsaussagen und handwerkliche Fehler, um zu gehen. Ich bleibe trotzdem.

Warum?

Erstens sollte man mal nach der Start-Kampagne im letzten Jahr einen Strich ziehen - ja, sie haben das Maul viel zu voll genommen, aber sollte das Projekt deshalb scheitern? Man sollte nicht vergessen, dass Klappern auch zu diesem Handwerk gehört. Alle tun es, Esser und Co. ist es spektakulär auf die Füße gefallen, und fertig.

Zweitens Loyalität. Alle schreien nach Veränderung, nach neuen Formaten, nach besserem, unabhängigerem, dynamischerem Journalismus. Krautreporter haben unterschätzt, wie schwer das ist - so wie alle, die ihnen das Anfangsgetöse geglaubt haben, auch. Nichtsdestotrotz sind sie es, die den Versuch gewagt haben, und einstweilen sind sie immer noch ziemlich alleine da draußen im Indianerland. Alle, die nach ihnen kommen, können von ihren Fehlern profitieren. Viele gute und engagierte JournalistInnen machen hier nach wie vor Pionierdienst und dabei ist ja schließlich auch viel guter Journalismus entstanden. Wen juckts, ob es nun wirklich 5 Storys am Tag sind!? Jetzt so zu tun, als ob sie sich Bonbons gekauft hätten vom eingesammelten Startkapital, ist scheisse.

Drittens findet man auch bei Niggemeier ...also stimmts!

"In den vergangenen Wochen hat sich dann stärker herausgestellt, was ein anderer „Krautreporter"-Ansatz sein könnte: Weniger getragen von den unterschiedlichen (Spezial-)Interessen der einzelnen Autoren, mehr bestimmt durch Themenschwerpunkte, die aus einer festen Redaktion entwickelt und produziert werden. Vielleicht ist das eine Chance für das Projekt, zur Not in kleinerem Stil."

Ich finde auch, es geht was voran bei den Krautreportern, die inhaltliche Qualität ist einfach besser geworden, publizistisch zeigt die Kurve für mich klar nach oben. Ich will wissen, wie das weitergeht!

60€ sind eine ganze Menge Geld und wenn ich das erste Jahr Krautreporter betrachte, dann war das, was ich gekauft habe, relativ teuer. Aber es sind doch auch besondere Geschichten und Ansätze dabei gewesen und alleine der Beitrag zur Debatte um Journalismus und seine denkbaren Geschäftsmodelle war wertvoll. Das zweite Jahr wird garantiert ein besseres Geschäft und unternehmerisch spannend wird es garantiert auch wieder - der Weg in die Genossenschaft zum Beispiel.

"Nur wenn wir stabile Geschäftsmodelle auch für politischen Journalismus finden, wird es ihn weiter geben. Daran arbeitet Krautreporter."

...sagt Philipp Schwörbel. Weiter arbeiten sag ich.

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