Es ist fünf vor elf, da kann Johannes M. nicht mehr. „Ich höre nicht mehr, was Sie sagen." Richter Kettelhut unterbricht die Sitzung sofort. Seine Kammer verhandelt am Hamburger Landgericht Fälle, in denen es um Amtshaftung geht. Darum geht es heute auch, aber eigentlich geht es um viel mehr. Es geht um die Frage: Wie viel Geld ist ein zerstörtes Leben wert?
Johannes M. und sein Anwalt Dieter Magsam wissen darauf auch keine Antwort. Sie fordern 230.000 Euro Schmerzensgeld und Verdienstausfall von der Stadt Hamburg. Das soll Johannes M. dafür entschädigen, dass er wohl nie wieder arbeiten gehen wird. Und sein altes Leben verloren hat. Darum sitzt er heute hier, am 8. Januar 2019, 10 Uhr, im Saal A 213 des Hamburger Landgerichts, beantwortet unendlich viele Fragen und fragt sich mitunter, warum die zehn Jahre später immer noch wichtig sein sollen.
Johannes M. führt jetzt ein anderes Leben. Ein viel schwereres. Sein altes Leben endet 2009 in Hamburg, in der Nacht auf den 13. September um halb eins in der Eifflerstraße.
Zum Original