Mohammed gehört zu denen, die vor ihren einstigen Brüdern geflohen sind. Jetzt sitzt der 26-jährige mit anderen Ex-Kombattanten der somalischen Shabaab-Bewegung in einem Haus, das eine Hilfsorganisation bereit gestellt hat. Mohammed ist nicht sein richtiger Name, aber seine Geschichte ist wahr. 2010 schloss der junge Mann sich der Shabaab an, berichtet er einem somalischen Journalisten. "Ich hatte keine Arbeit", sagt er. "Sie versprachen mir viel Geld, ein eigenes Haus und ultimativ das Paradies." Das Paradies hat Mohammed nicht gefunden, und auch die anderen Versprechen hielt die Shabaab nicht. Als Somalias notorisch schwache Regierung im September denjenigen eine Amnestie versprach, die der Shabaab abschwörten, überlegte Mohammed nicht lange. Er hofft auf eine bessere Zukunft, auch wenn er im Moment vor allem Angst hat - Angst, dass die Shabaab ihn findet. Denn obwohl der mächtigste Mann der auf einige tausend Mann geschätzten Bewegung, der langjährige Anführer Achmed Godane, im September von einer US-Drohne getötet wurde, und obwohl viele gerade jüngere Kämpfer das Amnestieangebot der Regierung annehmen, ist die islamistische Terrorgruppe nur geschwächt - besiegt, da ist Mohammed sicher, ist sie noch lange nicht.
Berichte wie die von Mohammed erklären das Erfolgsgeheimnis von Terrorgruppen wie al-Shabaab, glaubt die Terrorexpertin Anneli Botha. Für das südafrikanische Institut für Sicherheitsstudien hat sie 88 ehemalige Shabaabkämpfer nach ihren Motiven befragt. Demnach sind die Gründe, warum junge Männer wie Mohammed zu Terroristen werden, sehr weltlich: Armut und Perspektivlosigkeit, aber auch das Gefühl, Verlierer der Globalisierung zu sein. "Es sind Individuen, die sich entscheiden, Mitglied von Terrornetzwerken zu werden", erklärt Botha die Bedeutung ihrer Untersuchung. "Breit angelegte Erklärungen für den Erfolg terroristischer Bewegungen helfen bei der Bekämpfung nur bedingt." So stellte Botha fest, dass fast alle Befragten die somalische Regierung als korrupt und eigennützig ablehnten. Ein Punkt, den Terrorgruppen nicht nur in Somalia zu ihrem Vorteil ausnutzen. Wo Islamisten regieren, da füllen sie ein Vakuum, das der Staat hinterlassen hat. Das gilt in Somalia oder Nigeria ebenso wie etwa in Syrien.
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