Der Vorwurf
Die Anonymität im Netz ermöglicht Entgleisungen. Egal, ob es um den
Konflikt in der Ukraine oder im Nahen Osten geht: Im Internet wird in
Kommentaren auf Nachrichtenseiten, in sozialen Netzwerken oder Blogs
heftig polemisiert und rüde geschimpft, meist unter Pseudonym. Manchen
Politikern sind diese Beiträge daher ein Dorn im Auge. So forderte der
Vorsitzende der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft
des Bundestags, Axel E. Fischer, 2010 eine Klarnamenpflicht im Netz, um
das Debattenniveau zu heben.
Ein weiteres, oft genanntes Problem: Cybermobbing. Immer wieder hört
man von Jugendlichen, die im Netz Mitschüler verhöhnen und fertigmachen,
durch beleidigende Nachrichten, Verbreiten von Videos oder Fotos.
Opferverbände wie der Weiße Ring sehen Cybermobbing als derart großes
Problem, dass sie neue Gesetze fordern.
Was ist dran?
Klarnamenpflicht in Netzdebatten führt nicht zu einer besseren Debattenkultur – das zeigt ein Beispiel aus Südkorea. Dort wurde 2007 die Pflicht, unter dem eigenen Namen zu kommentieren, für Nutzer großer Websites eingeführt. Studien ergaben, dass die Zahl ausfälliger Äußerungen danach um nur 0,9 Prozent sank.....Text für den Synodenreader Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft". Auseinandersetzung mit dem Internet-Mythos "Freischein zum Schweinsein" unter Einbindung aktueller Studienergebnisse (zusammen mit Anne Schüßler).
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