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Experte erklärt, welche Schwimmhilfen wirklich für Kinder geeignet sind

© Olena Shvets / Adobe Stock

Bei den ersten Schwimmversuchen ihrer Kinder greifen Eltern gerne zu Schwimmhilfen. Doch nicht alle Produkte sind hilfreich, einige können sogar gefährlich werden. Ein Experte erklärt, was bei Schwimmhilfen für Kinder zu beachten ist


Immer mehr Kinder in Deutschland können nicht oder nicht richtig schwimmen - das zeigt auch eine forsa-Studie im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) aus dem Jahr 2022. Demnach hat sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, seit der letzte Umfrage von 2017 verdoppelt. Laut Angaben der Eltern können mittlerweile 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. Viele hatten während der Pandemie nicht die Chance, an Schwimmkursen teilzunehmen.


Die Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Kleinen frühzeitig ans Schwimmen heranzuführen. Viele Eltern greifen daher gerne zu Schwimmhilfen für Kinder. Doch welche Produkte sind empfehlenswert und wirklich sicher? Und ab wann sind sie nicht mehr notwendig? Antworten auf diese Fragen hat Michael Dietel, Pressesprecher vom Bäderland Hamburg.


Die Wassergewöhnung könne nicht früh genug starten, so der Experte. Er erlebe es häufig, dass beim Schwimmen an Grundschulen ab der dritten Klasse einige Schüler und Schülerinnen noch nie im Schwimmbad waren. Mit acht oder neun Jahren mit der Wassergewöhnung zu starten, sei jedoch viel zu spät. Am besten gehe man bereits mit Babys im Arm ins Wasser. Sobald der Nachwuchs beginnt, das Wasser auf eigene Faust erkunden zu wollen, sollten Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Die Auswahl an Schwimmhilfen auf dem Markt ist groß, umso schwieriger wird es jedoch für Eltern, die richtige Wahl zu treffen.


Welche Schwimmhilfen für Kinder gibt es auf dem Markt?

Zu den bekanntesten Schwimmhilfen für Kinder zählen folgende Arten:


Schwimmflügel

Die aufblasbaren Armringe halten das Kind über Wasser und haben den Vorteil, dass sie schnell angezogen, preiswert und einfach zu lagern sind. Sie bieten den kleinen Wasserratten die Möglichkeit, Arme und Beine im Wasser frei zu bewegen. Doch Michael Dietel warnt: Kinder können aus Schwimmflügeln herausrutschen, vor allem dann, wenn die Arme eingecremt sind. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder stets beaufsichtigen und nie weiter als eine Armlänge von ihnen entfernt sein.


Schwimmwesten

Schwimmwesten umschließen den Oberkörper des Kindes und halten es so in einer aufrechten Position im Wasser. Besonders für kleine Kinder empfiehlt Michael Dietel gutsitzende Schwimmwesten, da sie die größtmögliche Sicherheit gewährleisten.


Schwimmgürtel

Mit einem Schwimmgürtel können Kinder ganz einfach die richtigen Schwimmbewegungen erlernen, denn ihre Arme bleiben bei diesem Produkt frei. Laut Dietel verwenden Eltern gerne Schwimmgürtel mit herausnehmbaren Modulen. „So lernt das Kind, sich nach und nach ohne Auftriebshilfe über Wasser zu halten und hat schnell positive Erlebnisse." Das sei hilfreich, um Eltern-Kind-Konflikte beim Schwimmen zu vermeiden.


Schwimmnudeln

Eine Schwimmhilfe für Kinder, die immer wieder in Kursen verwendet wird, ist die Schwimmnudel. Diese kann entweder in Bauchlage unter die Achseln geklemmt oder in Rückenlage in den Nacken gelegt werden. Sie hilft auch zur Verbesserung der Schlagtechnik beim Schwimmen.


Schwimmbretter

Ebenso beliebt bei Schwimmkursen sind Schwimmbretter, die an den Händen festgehalten werden können und dadurch etwas Auftrieb bieten. Mit ihrer Hilfe können Kinder den Beinschlag beim Schwimmen üben und zugleich den Kopf besser über Wasser halten.


Welche Schwimmhilfen für Kinder sind nicht zu empfehlen?

Von Schwimmringen rät Michael Dietel ab, denn diese seien ein Spielzeug und keine sichere Auftriebshilfe. „Die Kinder können durch sie hindurchrutschen oder mit ihnen nach vorne kippen. Dann schaffen sie es nicht allein, sich wieder aufzurichten." Für ähnlich risikoreich hält Dietel Kinderschwimmsitze. Grundsätzlich sollten Schwimmhilfen auch nur dann verwendet werden, wenn sich das Kind noch an das Wasser gewöhnen muss. Sobald das Schwimmen richtig gelernt wird, sollte auf übermäßige Hilfen verzichtet werden. Diese würden ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln und so verhindern, dass das Kind das richtige Körpergefühl im Wasser erlernt.


Was gibt es beim Kauf von Schwimmhilfen für Kinder zu beachten?

Schwimmhilfen für Kinder sind nur dann sinnvoll, wenn sie auch richtig passen. Heißt: Das Produkt sollte gut sitzen, nicht scheuern und das Kind in seiner Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Zudem sollten die Herstellerangaben zu Größe und Gewicht beachtet werden.

Orientierung finden Eltern auch mithilfe von Zertifizierungen wie der TÜV-Zertifizierung EN13138 für „Auftriebshilfen für das Schwimmenlernen" oder dem GS-Siegel für geprüfte Sicherheit, zum Beispiel in den Bereichen Schadstoffbelastung und Hautverträglichkeit.

Bevor dem Kind die Schwimmhilfe angelegt wird, gilt es zudem stets die Verschlüsse und Ventile zu überprüfen, damit das Produkt keine Luft verliert. Auch den korrekten Sitz sollten Eltern jedes Mal aufs Neue kontrollieren, so Dietel.


Wann können Kinder wirklich sicher schwimmen?

Doch auch die sicherste Schwimmhilfe biete keinen vollständigen Schutz vor Ertrinken, so der Experte. Der Fokus von Eltern sollte daher langfristig darauf ausgerichtet sein, dass ihre Kinder vernünftig schwimmen lernen. Kinder mit dem Seepferdchen-Abzeichen können laut Dietel noch nicht ausreichend gut schwimmen und sollten im Auge behalten werden. Notwendig sei in jedem Fall das Bronzeabzeichen. Erst dann bewegen sich Kinder sicher im Wasser. Weitere Informationen zu den Schwimmabzeichen gibt es bei der DLRG.

Während des Schwimmenlernens können Eltern die Kleinen übrigens nicht nur im Wasser unterstützen, sondern auch, indem sie den Sorgen und Ängsten der Kinder Raum geben, erklärt Dietel. Oft würden Eltern viel zu großen Druck auf die Kleinen ausüben, das sei kontraproduktiv. „Neben der Sicherheit steht auch der Spaß im Vordergrund - dann kommt die Freude am Schwimmenlernen ganz von allein."



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