Sie sehen Werbung auf Facebook von Produkten, über die Sie mit Ihren Freunden gesprochen haben. Zufall? Werden Sie vom Handy überwacht? Wir klären, ob und wann Smartphones Sie wirklich abhören
Gehören Sie auch zu den Nutzern, die arglos Apps herunterladen, ohne sich deren Berechtigungen anzuschauen oder die zugesendete Links und Bilder auf dem Smartphone einfach so öffnen? Dann sollten Sie mal einen genaueren Blick auf Ihr Smartphone werfen. Denn möglicherweise sind Sie schon lange nicht mehr der einzige, der weiß, was Sie mit diesem Gerät so alles treiben.
Wer hat Interesse an meinen Smartphone-Aktivitäten?"Was ich privat bei Whatsapp und Facebook schreibe, interessiert doch niemanden. So spannend ist mein Leben nun auch wieder nicht und da habe ich nichts zu verheimlichen." Diese Denkweise kann gefährlich Folgen haben. Denn Ihr Leben bzw. Ihre Daten sind spannender als Sie denken. Und das nicht nur für Hacker, sondern auch für Hersteller von Smartphones und deren Geschäftspartner. Ein Beispiel: Mit iOS 6 führte Apple das Ad-Tracking ein. Dieses funktioniert mit Hilfe einer Nummer, die den Benutzer eindeutig mit einem iOS-Gerät verknüpft. Besuchen Sie nun mit Ihrem iPhone Webseiten oder nutzen diverse Apps, so werden diese Daten an den Betreiber übertragen. Der bekommt wiederum ein genaues Bild davon, wofür Sie sich interessieren und kann somit entsprechende Werbung ausspielen.
Auch für kriminelle Hacker sind Ihre Daten extrem interessant - und diese haben damit weitaus Schlimmeres vor, als Ihnen individualisierte Werbung auszuspielen. "Gerade im Zeitalter von Mobile Banking und Smartphone-Kameras gibt es viele Gründe, weshalb man für andere Personen interessant ist", weiß IT-Forensiker Karsten Zimmer aus Menden im Sauerland ( csi-menden.de). "Schon ein bisschen technisches Knowhow und einmaliger physischer Zugriff auf das Smartphone können ausreichen, um jemanden zu überwachen."
Warum sind meine Daten so interessant?Genau wie im echten Leben hinterlassen Sie auch in der virtuellen Welt einen Fußabdruck. Diesem digital zu folgen, ist für Hacker nicht gerade schwer. Mit Hilfe Ihrer persönlichen Daten erlangen diese Personen ein genaues Bild von Ihnen, sie können verfolgen, was Sie wann suchen, wo Sie sich gerade aufhalten, Gespräche mithören oder Ihre Fotogalerie durchsehen. Besonders interessant für Hacker sind natürlich alle passwortgeschützten Zugänge wie beispielsweise Ihre Online-Banking-Daten. Und gerade hier lauert eine große Gefahr, die Sie schlimmstenfalls finanziell hart treffen kann.
Welche Möglichkeiten der Smartphone-Spionage gibt es?IT-Forensiker Karsten Zimmer kennt diverse Möglichkeiten der Smartphone-Spionage. Häufig involviert: der Messenger-Dienst Whatsapp.
"Für Whatsapp gibt es die Möglichkeit, ein unbeaufsichtigtes Handy innerhalb von Sekunden zu hacken", erläutert der IT-Experte. Sie halten das für unwahrscheinlich? Ist es aber nicht. Denn wie oft lassen Sie Ihr Smartphone beim Kaffeetrinken oder dem abendlichen Bierchen in einer Bar unbeaufsichtigt neben sich liegen? Eine kurze Ablenkung oder eine gute Ausrede des Hackers reichen aus, um Spionage-Software auf ihrem Smartphone zu installieren. Und das geht so: "Ein Aufruf mit einem normalen PC, Tablet oder einem anderen Smartphone der Webseite web.whatsapp.com plus den dazu gehörigen QR-Code reicht hierzu aus", weiß Zimmer. "Nun scannt der Böswillige - unter dem Vorwand, dass er beispielsweise die neuen Funktionen von Whatsapp erklärt - den Code mit der Kamera des Unwissenden ein. Von nun an merkt der Gehackte nichts von dem heimlichen Mitlesen des Hackers." Das Ganze geht jedoch noch einfacher: So können Hacker eine Bilddatei mit einem Virus versehen. Öffnen Sie dieses Bild dann auf Ihrem Smartphone, laden Sie den Virus automatisch herunter. Dieser arbeitet von nun am im Hintergrund und liefert dem Hacker all Ihre Daten und Aktivitäten. So kann beispielsweise auch Ihre Kamera aktiviert werden und die Umgebung aufzeichnen.
Eine weitere Möglichkeit der Smartphone-Spionage: der Einsatz sogenannter Spionage-Apps. "Diese lesen das gesamte Smartphone aus", so Zimmer. "Außerdem ist es möglich, das Smartphone als Aufnahmegerät zu missbrauchen und somit Gespräche mit Freunden, aber auch bei Bankgeschäften und Meetings aufzuzeichnen."
Dabei wird laut Experte folgendes komplett überwacht:
Einsicht der Kalender-Aktivitäten Speichern der Anrufprotokolle Überwachung der Webseitenverläufe GPS-Handyortung Auslesen von E-Mails Mitlesen von Textnachrichten Zugriff auf die Galerie Mitlesen von Chats wie WhatsApp, Facebook und Skype. Welche Vorsichtsmaßnahmen kann ich gegen Smartphone-Spionage treffen?
Zum Glück gibt es Möglichkeiten, um das Risiko, ausspioniert zu werden, von vornherein zu minimieren. Hierzu empfiehlt der Experte folgende Vorsichtsmaßnahmen:
Lassen Sie das Smartphone nie unbeaufsichtigt und ungesichert liegen, denn zum Installieren einer Spionage-Software bedarf es nur wenige Sekunden. Vergeben Sie keine Admin-Rechte bei Android-Smartphones oder Jailbreak-Installationen auf IPhones. Dies gilt auch für das iPad. Eine Suche in "Anwendungen verwalten" gibt Aufschluss darüber, was möglicherweise installiert worden ist. Apps oder Prozesse wie "Monitor" oder "Spy" deuten auf eine Überwachung hin. Erste Indizien für eine Überwachung kann der Datenverbrauch liefern. Da diese Apps ein großes Datenvolumen verbrauchen, wird sich der Gesamtverbrauch innerhalb kürzester Zeit enorm steigern. Ist Ihr Akku also ohne erkennbaren Grund schneller leer als üblich, sollten Sie skeptisch werden.
Setzen Sie auf Anti-Viren Softwares und Anti-Spionage-Apps. Für das IPhone gibt es die "Looky-Looky"-App, Android-User können die "SnoopSnitch"-App nutzen. Diese Apps schlagen Alarm, sobald sich eine Spy-App auf dem Handy befindet und bieten außerdem die Möglichkeit, diese direkt zu löschen. "Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass diese Apps nicht immer so zuverlässig sind", warnt IT-Forensiker Zimmer. Denn diese können nur Spionage-Software bekämpfen, die sie auch kennen. Sie sollten sich also nicht unbedingt nur auf Apps verlassen. Im digitalen Zeitalter hinterlassen wir ständig Spuren im Netz - und diese sind besonders für kriminelle Hacker interessant. Mit unseren Tipps sorgen Sie für mehr Sicherheit auf Ihrem Smartphone. Ganz wichtig bleibt: Seien Sie vorsichtig mit Ihren Daten und lassen Sie Ihr Smartphone nie unbeaufsichtigt liegen!