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Festival Suppe & Mucke: Soupporte Deinen Kiez!



An diesem Samstag findet das vierte "Suppe & Mucke"-Suppenfest rund um den Forckenbeckplatz in Friedrichshain statt.


Der belgische Schriftsteller und Soziologe Léo Moulin schrieb einmal, dass Kochbücher die wahren Vermächtnisse der Zivilisation seien, die Spuren des kulturellen Austausches zwischen den Völkern und einer jahrhundertelangen Entwicklung. Kaum eine Speiseform kann klarer als Paradebeispiel und als ein solcher Gesellschaftsspiegel im Wandel der Zeit dienen, als die inzwischen oft zu Unrecht deklassierte Flüssiglabsal Suppe. Ungeachtet ihrer teilweisen Herabsetzung durch heutige Tüten-, Tuben- und Dosen-Convenience-Küche kann die einstige "Schlürfspeise" inzwischen auf eine Geschichte zurückblicken, die, verbunden mit der Entstehung des Löffels, nunmehr knapp 7000 Jahre umfasst.

Dabei zieht sich auch die besondere Stellung der Suppe durch die Zeit. Ob Haute cuisine oder Hausmannskost, noch heute weiß jedes Land um seine flüssige Besonderheit, ob nun Pot-au-feu oder Puchero, Porridge oder klassische Kartoffelsuppe. Eingedenk dieser Tradition und im Bewusstsein der Bedeutung des Wortes "Eintopf" als Gemeinschaftsspeise teilen an diesem Samstag die Bewohner Friedrichshains gemeinschaftlich und reichhaltig ihre Teller und verknüpfen die interkulturellen Medien "Suppe & Mucke" rund um den Forckenbeckplatz erneut beim inzwischen vierten Suppenfest.

"Die Idee ist, dass die Projekte, die den Kiez durch ihre Arbeit gestalten, die Anwohner einladen, zusammen zu essen und dadurch Austausch gefördert wird." umschreibt Jens Rippel, Organisator des Suppenfestes, das Konzept. Neben stärkenden Consommés, Eintöpfen und Bouillons werden am 25.8. einen Tag lang berlinlokale Bands spielen und wird der Gaumen durch einige hundert Liter Suppe, die kostenlos ausgeschenkt werden, erfreut. Darüber hinaus wird es in Kooperation mit Kinder- und Jugendeinrichtungen ein Kinderfest und Workshops geben, die neben Mitmachzirkus, Spielwagen und Kinderbühne für Kinder und von Kindern auch einen ernährungspädagogischen Anspruch verfolgen, wie Organisatorin Jani Börner anführt. "Die letzten Jahre hatte wir auch im Vorfeld schon Kooperationen mit Schulen, wo mit einem Koch gemeinsam gekocht wurde, der auch über gesunde Ernährung gesprochen hat. Worauf muss man achten? Dieses Jahr haben wir einen Bäcker, der mit den Kindern zusammen auf dem Kinderfest 40 bis 50 Baguettes bäckt und zeigt, wie Brot gebacken wird."

Zusätzlich werden auf dem Areal rund um den Forckenbeckplatz Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Themen der Stadtentwicklung und Sozialpolitik bis hin zur aktuellen Kulturdebatte (GEMA-Neuerungen) stattfinden. In ehrenamtlicher Kleinarbeit haben kiezgebundene Kultur- und Stadtteilprojekte das Festival geplant und mitgestaltet, das sich nach vier Jahren infolge inzwischen berlinweit Raum bricht. Nachdem in den vergangenen Jahren bereits mit europäischen Partnerprojekten zusammengearbeitet wurde, steht das Fest erneut in Kooperation mit internationalen Suppenfesten wie dem "Louche D´or" in Lille und dem "Festival della Zuppa" in Bologna.

"Was uns alle motiviert, das jedes Jahr erneut wieder zu machen, ist die ganze Energie, die dabei freigesetzt wird. Das ist schon toll, ohne dass wir irgendwie einen Wettbewerb ausrufen oder Preise vergeben, für die beste Suppe oder die meiste Suppe, dass sich plötzlich so ein Ehrgeiz entwickelt." meint Rippel. Anspruch sei es auch, "Suppe & Mucke" jährlich stets an einen neuen Ort Friedrichshains zu tragen, um neue Nachbarn und Projekte kennenzulernen, vorzustellen und mit einzubeziehen, wie der Organisator beschreibt. "Wir möchten uns nicht mit uns selbst beschäftigen. Es geht darum, sich immer wieder neu zu erfinden, im Geiste rege, im Bein mobil zu sein."

Das "Suppe & Mucke"-Straßenfest findet am 25.08. von 14 Uhr bis 22 Uhr rund um den Forckenbeckplatz (in der Liebig-, Bänsch- und Zellestraße ) statt.