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Alexander Mankowsky - Tagesspiegel Background ist Ihr tägliches Entscheider-Briefing aus der Hauptstadt

Die Zukunft der Automobilität liegt – zumindest beim Autohersteller Daimler – auch in den Händen von AlexanderMankowksy. Der 61-Jährige ist Zukunftsforscher und entwirft neue Fahrzeug-Konzepte. „Ich gebe im Unternehmen in Phasen, in denen Orientierung gesucht wird, Impulse“, sagt Mankowsky. Solche Phasen gebe es bei Daimler immer wieder, gerade durch die Digitalisierung. An diesem Prozess, in dem sich der Automobilhersteller zum Mobilitätsdienstleister wandeln will, arbeitet der Forscher intensiv mit.

 „Kooperative Fahrzeuge“ zeigen an, wo sie hinwollen

In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Autoherstellers arbeiten weltweit 25.600Menschen. Der Zukunftsforscher Mankowsky entwickelt Konzepte, denkt über Portfolioerweiterungen nach, betrachtet Ingenieurwesen sowie Design aus einer kulturellen und gesellschaftlichen Perspektive. Viele seiner Ideen wurden schon in Autos verbaut. Der Mercedes-Benz F 015, ein Konzeptauto der Luxusklasse, basiert auf den Grundgedanken des Forschers.

Aktuell arbeitet er etwa am „Kooperativen Fahrzeug“. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug, das mit der Umwelt kommuniziert. „Das Auto der Mercedes S-Klasse besitzt eine 360-Grad-Lichtsignalisation, LEDs in Türkis rund um das Auto, und zeigt den Menschen auf diese Weise, dass es sich um ein autonom fahrendes Auto handelt“, sagt Mankowsky. Die Beleuchtung auf dem Fahrzeugdach zeigt anderen Verkehrsteilnehmern an, was das Auto als Nächstes tun wird, in welche Richtung es zum Beispiel fahren wird. Noch ist das „Kooperative Fahrzeug“ ein Forschungsfahrzeug. Wann genau die getesteten Szenarien in Serie kommen, hängt von der technologischen Weiterentwicklung und den regulatorischen Rahmenbedingungen des autonomen Fahrens ab.

Durch Austausch und Netzwerke zur Inspiration

Die meiste Zeit arbeitet Mankowskyalleine. Bestimmte Phasen eines Arbeitsprozesses verbringt er dann konzernintern und -extern mit Teams. Inspiration holt er sich in verschiedenen Netzwerken. Er tauscht sich bei Daimler vom Ingenieur bis zum Maschinenbauer aus. Auch mit Zukunftsforschern anderer Autohersteller steht er im Kontakt, wie etwa mit Wolfgang Müller-Pietralla, dem Zukunftsforscher von Volkswagen. Vorrangig bei Netzwerktreffen, wie zum Beispiel im Netzwerk der Kreativen von Future IO oder in der STARTS Jury der ars electronica, spricht er über neue Ideen.

Um den Zeitgeist in der Mobilität zu erkennen und zu gestalten, liest Mankowksy viel, aktuell etwa „Artificial Unintelligence“ von Meredith Broussardund „Hello World: How to be Human in the Age of the Machine“ von Hannah Frey.

Obwohl er sich mit der Zukunft von Autos beschäftigt, zieht er privat einen Oldtimer vor. Die Fahrten in seinem Mercedes 300 TE-24, Baujahr 1992, seien „wie eine Zeitreise“, sagt er. „Ich mag auch Kassettenrekorder. Als Zukunftsforscher braucht man ein Zeitgefühl“, begründet Mankowsky seine Liebe zu Retro-Gegenständen.

Kein Ende des Verbrennungsmotors in Sicht

Als studierter Geisteswissenschaftlerist er im Technikbereich genau an der richtigen Stelle, findet Mankowsky. „Technikorientierte Menschen agieren bisweilen mit einer gewissen Unbekümmertheit. Sie haben da manchmal nicht auch noch die Historie im Blick, die aber für einen Perspektivwechsel im technikgetriebenen Business nötig ist“, erklärt der Zukunftsforscher. Die Kunst sei es, beide Seiten zusammen zu bringen. Als etwa intern darüber diskutiert wurde, welche Steuerungsmöglichkeit das autonome Fahrzeug haben sollte, habe Mankowskybeim F015 Forschungsfahrzeug vorgeschlagen über das ausfahrbare Lenkrad, mit dem der Fahrer das Fahrzeug optional zum Command Modul steuern kann, ein Häkeldeckchen zu legen. „Etwas Humor kann Konflikte lösen, die sonst schwarz-weiß ausgetragen würden.“

Eine Studie vom Infas-Institut hatte im Dezember im Auftrag des Automobilzulieferers Continentalherausgefunden, dass bei den meisten Deutschen kein Wechselwille zum E-Auto besteht. Dennoch können Elektro-Autos durchaus erfolgreich sein, ist sich der Forscher sicher. „Überall dort, wo Menschen eine Garage haben und eine Ladestation aufstellen können, hat das E-Auto eine Chance“, sagt Mankowsky.

Das Ende des Verbrennungsmotorswird es laut dem Zukunftsforscher übrigens nie geben. „Es wird nicht den einen Antrieb für Autos geben, sondern eine Vielfalt an Antriebskonzepten“, sagt er. Der Grund: „Alte Technologien überdauern die Zeit, solange es Zivilisation geben wird. Selbst der Kassettenrekorder hat noch nicht ausgedient.“ Selbstfahrende Autosseien in einigen Jahren normal im Straßenverkehr. Madlen Schäfer

Drei Fragen an Alexander Mankowsky:

1) Welche Innovation wünschen Sie sich?

Eine Innovation, die die Landwirtschaft grundlegend ändert und Ernährungssicherheit bietet sowie klimafreundlich ist. 

2) Wer aus der Digitalszene hat Sie beeindruckt?

Edward Snowden, weil er einen Schritt gegangen ist, der weltweit ein Blitzlicht auf das Internet geworfen hat. All das hat er getan, obwohl es aus seiner Perspektive in Bezug auf sein Leben sehr schwierig war.

3) Als Digitalminister würde ich …

..sicherstellen, dass es in unserem Land überall Empfang gibt. Ich würde außerdem die Infrastruktur der aktuellen Marktwirtschaft verändern und von vielen kleinen Netzwerken Abstand nehmen, um stattdessen auf EU-Basis ein großes Netzwerk zu schaffen, in dem eigene Technologien eingeführt werden können. Ein großes Netzwerk ist immer besser als mehrere kleine Netzwerke.

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